Am frühen Samstag Abend, 23. Juli 2011, hörte man einen Aufschrei in der Medienwelt: Die Soul-Sängerin Amy Winehouse wurde tot in ihrer Londoner Wohnung aufgefunden. Einer der bekanntes­ten Stars der Welt lebt nicht mehr. Wie es aussieht, hat die Sucht sie besiegt. Tage später waren viele Zeitungen voll mit Schlagzeilen rund um Amy Winehouse. Schockiert hat plötzlich jeder gewusst, dass es mit ihr so enden würde und musste.

Amy Winehouse in Belfort (2007). Foto: © Festival Eurockéennes

Sie war zwar ein Idol, ein begnadetes Ausnahmetalent für viele Menschen, (darunter wahrscheinlich ein Großteil Jugendlicher), aber auch ein Mensch, der mit dem Erfolg nicht umgehen konnte. Niemand kann fassen, dass ein Star, der von so vielen Menschen um ihr Talent beneidet wird, so ein verpfuschtes Leben führte. Sie stand sich selbst im Weg und ist für ihren viel zu frühen Tod ganz allein verantwortlich – oder etwa doch nicht? Immer wieder tauchen Schlagzeilen auf, in denen man Menschen in ihrem Umfeld die Mitschuld an ihrem Tod gibt.

Sie war sogar eine brillante Schülerin,
doch sie konnte sich niemals unterordnen

Zu ihrer Person: Amy wurde 1983 in London geboren. Ihre Eltern, beide Musiker, legten ihr Gesangstalent mit in die Wiege. Sie war sogar eine brillante Schülerin, doch sie konnte sich niemals unterordnen. Mit 13 Jahren gründet sie die Band „Sweet & Sour“, denn Musik bedeutet ihr alles. Doch auch ihr Wunsch nach einer ganz normalen Familie wuchs in ihr. 1999 bricht sie mit 16 Jahren die Schule ab und hält sich mit Gelegen­heitsjobs über Wasser. 2001 bekommt sie ihren ersten Plattenvertrag. Für ihr Debütalbum „Frank“ erhält sie in Großbritannien drei Mal Platin.

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Amy Winehouse – Back To Black [Live in London]

2003 lernt sie in einem Pub zufällig den Arbeitslosen Junkie Blake Fielder Civil kennen und lieben. Ein fataler Fehler! Durch ihn und mit ihm erlebt sie tiefe Abstürze mit Alkohol und Drogen. Kurze Zeit später trennt er sich von ihr. Amy ist am Boden zerstört und stürzt sich in die Arbeit für ein neues Album – „Back to Black“. Hier verarbeitet sie die schmerzliche Trennung. Dieses Album macht sie weltberühmt. Es kommt zur Versöhnung mit Blake. 2007 folgt die Hochzeit. Doch ihre Ehe ist überschattet von Demütigung, Gewalt und Drogen.

Fans haben kein Mitleid mehr und buhen sie aus

Auch ihr wildes Partyleben hat Folgen: unzählige Krankenhausaufenthalte durch Zusammenbrüche, Essstörungen, Alkohol- und Drogenabstürze. Ihre Sucht ist nun auch für die Fans nicht mehr zu übersehen. 2009 wird ihre Ehe geschieden. Amy hat verschiedene Affären, doch die große Liebe, die sie immer suchte, fand sie nie. Immer wieder Entziehungskuren, die meist abgebrochen wurden. 2008 geht es augenscheinlich wieder bergauf mit ihr. Sie gewinnt für ihr Album „Back to Black“ fünf Grammys. 2010 beginnt sie mit der Arbeit an ihrem neuen Album, das Anfang 2012 erscheinen soll. Doch die Negativ-Schlagzeilen hören nicht auf.

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Amy Winehouse – Rehab [Live in London]

In der Presse tauchen immer wieder Bilder auf, wie sie zugedröhnt, halbnackt durch die Straßen Londons läuft oder fast bewusstlos irgendwo an irgendwelchen Hotelpools herumliegt. Sie wirkt verwirrt. Bei einem Konzert auf ihrer Europa-Tournee in Belgrad im Juni 2011 kann sie kaum auf der Bühne stehen, torkelt und trifft kaum einen Ton. Die Fans haben kein Mitleid mehr und buhen sie aus. Die Tour wird abgebrochen. Nun ist der endgültige Absturz absehbar – und wird leider am 23. Juli 2011 zur bitteren Realität. Mögen auch äußere Faktoren an Amys jähen Ende Anteil haben – Familienangehörige geben etwa der gerade abgeschlossene rabiaten Entziehungskur Mitschuld. Letztlich trägt nur Amy selbst die Verantwortung für ihr Leben und Sterben. Sie hätte es ändern können.

Drogen und Alkohol haben noch nie ein Problem gelöst. Schade um Amy, die sich nun leider in den mysteriösen „Club 27“ von Musikern einreihen muss, die mit 27 Jahren gestorben sind: etwa Kurt Cobain († 1994, Sänger und Gitarrist bei NIRVA­NA), Jimi Hendrix († 1970, US-Sänger und begna­deter Gitarrist), Janis Joplin († 1970, US-Soul­sängerin), Jim Morrison († 1971, US-Sänger, Song­writer, Lyriker, Frontmannn von THE DOORS). KATHARINA WOLLMERT

(*) Gestaltung/Bild: Andreas Bubrowski