Drogen unter Kindern und Jugendlichen – nicht nur Problem städtischer Brennpunkte
Eigentlich ein kurioses Wahrzeichen von Treysa: Der Schornstein einer ehemaligen Industrieanlage an der Wierastrasse. Denn oben auf der Esse wächst seit Jahren eine Birke vor sich hin. Im Winter sieht das Bäumchen wie eine vergessen Dekoration aus. Doch im Frühjahr, Sommer und Herbst ist die Blätterpracht weithin sichtbar. Die Birke gilt im volkstümlichen Brauchtum unter anderem als Fruchtbarkeitssymbol und Helfer in Liebesnöten. Im katholischen Glauben kommen Birkenzweige bei der Fronleichnams-Prozession zum Einsatz. Bei allen Völkern ist die Birke Ausdruck des Frühlings und der Jugend.
Kurioses Wahrzeichen von Treysa: Birke auf dem Schornstein der alten Molkerei. (*)
Ausgerechnet zu Füßen dieses „Jugend-Symbols“ hat sich jetzt ein jugendfeindliches Drama abgespielt. Erst hob die Polizei ein mutmaßlich im Aufbau befindliches Drogenlabor aus. Wenige Tage später wurde der Tatort mit Brandsätzen beworfen. Zu den ersten Kunden der Drogenhöhle gehören laut Polizeibericht möglicherweise auch Kinder. Drogen unter Kindern und Jugendlichen – offenbar nicht nur ein Problem städtischer Brennpunkte.
Das Geschehen kann nicht gleichgültig lassen
Die alte Molkerei ist gut 10 km Luftlinie von Oberurff entfernt. Die meisten dürften das Geschehen in der ausrangierten Fabrik lediglich aus der Lokalpresse mitbekommen haben. Dennoch kann einen das Geschehen nicht gleichgültig lassen. Im Zuge der Durchsuchungsaktion wurde als Hauptverdächtiger ein einschlägig vorbestrafter Drogendealer festgenommen. Hätte der sich nicht einen Gewinn versprochen, wäre er kaum auf die skurrile Idee gekommen, in der alten Molkerei unter dem Deckmantel eines Jugendclubs Jugendlichen – und auch Kindern – Drogen zu verkaufen.
Eltern mögen sich fragen: Ist auch mein Kind gefährdet?
Längst hat die Realität das Klischee überholt, demzufolge nur Kinder und Jugendliche sozialer Randgruppen oder mit Migrationshintergrund drogengefährdet wären. Drogen können genau so gut den angehenden Abiturienten aus wohlhabendem Elternhaus gefährden, für den es der entspannende Kick ist, oder eine Schülerin der Mittelstufe, die sich unversehens dem Druck einer Gruppe ausgesetzt sieht, „es doch mal zu probieren.“
Zugehängte Fenster; dazu Polizeibericht vom 5. Oktober 2009 – Schwalmstadt-Treysa: Verdacht des Drogenhandels – offenbar auch Kinder unter den „Kunden“ – Razzia in ehemaliger Molkerei – Hauptverdächtiger festgenommen. Foto: Polizei Homberg
Die Ereignisse in Treysa zeigen, dass Eltern, Lehrer und Erzieher sich nicht in trügerischer Sicherheit wähnen dürfen, dass es – weit ab von städtischen Brennpunkten – im überschaubaren ländlichen Umfeld keine Gefährdung von Kindern und Jugendlichen durch Drogen gibt. Nachfolgend einige Links zu Informationsangeboten, die helfen können, die Wahrnehmung aller am Erziehungsprozess Beteiligten zu schärfen.
Linksunten
Weiterführende Informationen (Auswahl)
Jugendliche und Drogen – Prävention und Therapie
WEGE AUS DER SUCHT – Kinder und Drogen
Elterliche Kontrolle schützt vor Drogenmissbrauch
Beratungsangebote in der Region (Auswahl)
Suchtberatungsstellen in Homberg/Efze
Hephata – Jugend- und Drogenberatung (Schwalmstadt)
(*) Text/Bild: Andreas Bubrowski
Kommentare