Neues Stück der Theater-Insekten frei nach Friedrich Schiller

Was macht eine Theatertruppe, die vom klassischen Drama begeistert ist, doch ihre Aufführung darf 30 Minuten nicht überschreiten? Da gibt es nur eins: Der Text wird gekürzt, Nebenrollen fallen weg, die fünf Akte in der bekannten Pyramidenform werden in knappe Einzelszenen zerlegt.

Johanna von Orléans (Muriel Racky). (*)

Das klingt einfach, ist es aber nicht. Der Theatergruppe unserer Schule – die so genannten Theater-Insekten mit ihrer Leiterin Ira Sala – gelang es den­noch, Schillers Drama „Die Jungfrau von Orléans“ aus dem Jahr 1801 so in Szene zu setzen, dass es fast wie ein modernes Stück wirkt, auch wenn jedes einzelne Wort aus der Feder des klassischen Autors stammt.

Der verwöhnte König lässt sich gerne bedienen. (*)

Die Theater-Insekten begeisterten bereits das Publikum bei den Musischen Festtagen in Nagold. Jetzt erhielten auch die Daheimgebliebenen Gelegenheit, das Werk zu begutachten. Die Zuschauer im voll besetzten Musischen Saal genossen die Aufführung mit gespannter Aufmerksamkeit. Die Geschichte ist mehr oder weniger bekannt, wurde jedoch von verschiedenen Autoren im Lauf der Jahrhunderte mehrfach umgeschrieben.

Große Konzentration und tiefer Ernst. (*)

Die Fassung der Theater-Insekten frei nach Schiller: König Karl VII. von Frankreich befindet sich in fast aussichtsloser Lage gegen die Engländer, als das einfache Bauernmädchen Johanna von einem Auftrag der Mutter Gottes erzählt, sie solle Frankreich im Kampf retten. „Nie wird der Brautkranz ihre Locke zieren“ heißt es bei einer solchen Einstellung, gegen die vor allem Johannas Vater etwas einzuwenden hat. Doch das Volk liebt die „Auserwählte“, und erste Siege geben ihr Recht.

Engagierte junge Darsteller. (*)

Dann kommt es, wie es kommen muss: Johanna verliebt sich in einen Feind („Gebrochen hast du dein Gelübde“), und ihr Vater klagt sie an, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. Johanna wird verbannt, beteuert jedoch, keine Hexe zu sein. Das Kriegsglück scheint zunächst aufseiten der Engländer zu sein, wendet sich jedoch, als Johanna Gott um seinen Beistand anfleht. Ihre Ketten lösen sich auf wundersame Weise, und die Franzosen gewinnen die Schlacht. Johanna aber stirbt aufgrund ihrer schweren Verwundungen und wird mit der Fahne zugedeckt.

Es kommt, wie es kommen musste… (*)

Die jungen Darsteller spielten ihre Rollen mit großer Konzentration und tiefem Ernst, der sich erst beim verdienten Schlussapplaus in befreiendem Lachen auflöste. Für Regisseurin Ira Sala gab es einen prachtvollen Blumenstrauß. Man darf gespannt sein auf weitere Inszenierungen der engagierten jungen Darsteller, die mit ihrem Motto „Nimm es an und mach was draus“ voll ins Schwarze getroffen haben.

Die Mitwirkenden: Lydia Becker, Joshua Braun, Aenne Brausse, Gisa Drüsedau, Mara Fischer, Sinah Frank, Inga von Kortzfleisch, Julian Manß, Alisa Noll, Vincent Plitz, Emma Pudenz, Muriel Racky, Karoline Rauhmeier, Linnea Zülch.

(*) Text/Fotos: Marise Moniac, Gestaltung: abu