Von Winfried Heger (Gesamtleiter CJD Oberurff)

Liebe Eltern, Schülerinnen und Schüler, richtig gefreut habe ich mich dieses Mal. Wie in jedem Jahr fand ich eines Morgens in mei­nem elektronischen Briefkasten die Aufforderung unserer Redaktion|at|cjd-update|dot|de, ich solle doch zusammen mit Nicole Rademacher und Günter Koch ein Geleitwort zu Weihnachten und zum Jahreswechsel schreiben. „Unkonventionell“ sollte es sein, aber „zugleich auch besinnlich und unterhaltsam“. Welch eine Herausforderung!

Nicole Rademacher, kaufmännische Geschäftsleitung, und Winfried Heger, Gesamtleitung CJD Oberurff. (*)

Eine kurzfristig einberufene Telefonkonferenz kam zu dem schnellen Ergebnis: „Das ist doch Chefsache!“ Und so sitze ich hier.

„Erna, der Baum nadelt“?

Vor mir stapeln sich Bücher. Der in dieser Zeit im Fernsehen immer wieder zu sehende Horst Evers mit seinem neuesten Buch Lustig, lustig tralalala erscheint mir ungeeignet. Schnell aussortiert ist auch Die lustige Weihnacht, für zwei Sopranflöten mit Gitarrenbegleitung der beiden Autoren Richard Voss und Laurence Traiger. Früher war mehr Lametta. Hinterhältige Weih­nachtsgeschichten von Heinrich Böll bis John Irving, klingt nach hoher Literatur, doch wer kennt heute noch Heinrich Böll? Aber dieses Jahr schenken wir uns nichts. Das kenne ich doch irgendwie? Aber als Buch von Mark Spörrle?

Zeitlose Tradition des Weihnachtsfestes. (*)

Rettung scheint in Sicht, als ich Robert Gernhardts Buch in die Hand nehme Erna, der Baum nadelt. Doch dieses „botanische Drama am Heiligen Abend“ ist zwar unkonventionell, nicht aber besinnlich und unterhaltsam zugleich. Und je mehr ich versuche, diesem Anspruch gerecht zu werden, umso größer wird der Berg zerknüllten Papiers auf meinem Schreibtisch.

60 Jahre CJD Oberurff

Weihnachten! Bei diesem Wort fange ich an zu träumen: ich sehe Schnee, höre Glockengeläut, Lichter in der Dunkelheit. Ist das Besinnlichkeit? Ich merke, auf manche Sitten und Gebräuche, an die man sich von Kind an gewöhnt hat, kann man nur schwer verzichten. Dazu gehört der Besuch des Weihnachtsgottesdienstes ebenso wie die Feier des Weihnachtsfestes und die Art und Weise, wie wir den Heiligen Abend miteinander verbringen. Der Weihnachtsbaum und die Kerzen und die Weihnachtslieder gehören einfach zu diesem Fest dazu. Wir sollten für diese Traditionen, in die wir uns jedes Jahr gerne einordnen und einlassen, dankbar sein.

Sein Bestes geben1. (*)

Aber manchmal haben wir Probleme, Weihnachten von Herzen zu feiern und den Rahmen, den uns die aus der Kindheit bekannten Sitten und Gebräuche geben, mit Leben zu füllen. Oft versperren uns Langeweile, Spannungen und Streitigkeiten den Blick für das Fest. Es scheint so, als ob zwei Welten nebeneinander stehen, die wir nicht recht zusammenbringen können: das friedliche Bild der stillen, heiligen Nacht mit dem Kind in der Krippe, Maria und Joseph, den Hirten auf dem Feld und den Engeln im Himmel, und unser Bemühen, mit den Widrigkeiten der Welt zurechtzukommen.

Schulleitung des CJD Oberurff, v. li.: Winfried Heger, Leiter des gym­na­sialen Zweigs der Christophorusschule und Gesamtleiter; Nicole Rade­macher, kaufmännische Leitung; Günter Koch, Leiter der Realschul­zweigs der Christophorusschule; im Hintergrund Büste von CJD-Gründer Arnold Dannenmann. (*)

Aber es ist unsere Welt in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit, die im Weihnachtsbild gezeichnet wird. Es sind dies Lebensschicksale, es sind diese Konflikte und Streitigkeiten, die damals wie heute dieselben sind. Und wenn auch am folgenden Tag alles wie zuvor weiterging: Mit der Geburt Christi hat sich etwas Großartiges ereignet, was diese Welt verändert hat. Ohne die Geburt dieses Kindes in einem verschwiegenen Winkel dieser Erde sähe unsere Welt völlig anders aus. Die frohe Botschaft des Propheten Jesaja sollte daher für viele Menschen auch eine Friedensbotschaft sein. Ein unbekannter Verfasser hat versucht, sie für uns zu übersetzen:

Jedes Mal, wenn zwei Menschen einander verzeihen, ist Weihnachten.
Jedes Mal, wenn ihr Verständnis zeigt für eure Kinder, ist Weihnachten.
Jedes Mal, wenn ihr einem Menschen helft, ist Weihnachten.
Jedes Mal, wenn jemand beschließt, ehrlich zu leben, ist Weihnachten.
Jedes Mal, wenn ein Kind geboren wird, ist Weihnachten.
Jedes Mal, wenn ihr einander anseht mit den Augen des Herzens, mit einem Lächeln auf den Lippen, ist Weihnachten.
Denn es ist geboren die Liebe.
Denn es ist geboren der Friede.
Denn es ist geboren die Gerechtigkeit.
Denn es ist geboren die Hoffnung.
Denn es ist geboren die Freude.
Denn es ist geboren Christus der Herr.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen besinnliche Feiertage. Gemeinsam wollen wir uns auf das neue Jahr freuen, in dem unsere Schule ihren 60. Geburtstag feiern wird. Möge 2013 für uns alle ein gutes und erfolgreiches Jahr werden.

Ihr Winfried Heger

(*) Bild/Gestaltung: Andreas Bubrowski

  1. Bei Klassenarbeiten, wie im Bild im Fach Matehmatik, und NUR da, ist das Tragen von „Glückskappen“ m. E. erlaubt.