Deutsch 6: Müchenhausengeschichten selbst erfinden

Lügen haben kurze Beine“ – eigentlich ist es klar (und wurde durch die letzten Plagiatsskandale auch öffentlich diskutiert), dass man weder privat noch öffentlich lügen sollte. Doch wenn man dies in der Tradition des berühmten Lügenbarons von Münchhausen tut, dann ist das nicht nur erlaubt, sondern sehr unterhaltsam.

Leon Grabs ft. Baron Münchausen.

Die Schüler der Klasse 6b1 hatten jedenfalls ihren Spaß, als sie sich gegenseitig ihre Müchenhausengeschichten vorlasen, die laut Vorgabe der Deutschlehrerin im Dschungel, auf dem Meer oder in der Wüste spielen sollten. Nicht so leicht fiel naturgemäß die passende Illustration. Weil es besonders schwierig ist, Menschen realistisch zu gestalten, durfte die Figur des Münchhausen als Collage eingefügt werden. Drei der Geschichten – jeweils zu einem der genannten Schauplätze – werden in den nächsten zwei Wochen hier zu lesen sein. Wir starten mit Eine schnelle Reise von Leon Grabs. KATHARINA VON URFF

Eine schnelle Reise

Von Leon Grabs ft. Baron Münchhausen

Meine erste Reise durch den Atlantischen Ozean unternahm ich im Frühling des Jahres 1790. Ich startete meine Reise in Brasilien um 10.10 Uhr mit dem Schiff „Religant“. Ich fuhr mehrere Meilen auf die Mitte des Atlantischen Ozeans zu und beobachtete auf dem Weg Möwen, Delfine und Fischschwärme, die wie ein Teppich übers Wasser schwammen. Vereinzelt sah ich auch eine Haifischflosse aus dem Wasser ragen und ich war danach sehr aufgeregt und ängstlich.

Münchhausens Ritt auf der
Kanonenkugel.

August von Wille (1828-1887)

Die Reise ging von Brasilien durch den Atlantischen Ozean nach Spanien, um dort einige Waren zu verkaufen. Am dritten Tag braute sich ein Sturm zusammen und ich war voller Angst. Nach ungefähr einer Stunde ging es dann los: Wellen so hoch wie Häuser und ein so starker Wind, dass man leicht über Bord geweht werden konnte. Außerdem bildeten sich überall Strudel. Plötzlich wurde das Schiff von einem riesigen Strudel erfasst und in seine Mitte gezogen. Alle Männer an Bord waren in Panik und verschwanden unter Deck. Und dann geschah es: Das Schiff wurde in die Tiefen des Meeres gezogen und meine Mannschaft und ich mittendrin.

Rosafarbener Kopf mit schwarzen Pickeln

Die komplette Besatzung fiel in Ohnmacht und wachte nach längerer Zeit wieder auf dem Schiff auf. Alle meine Männer waren noch unter Deck und kamen taumelnd wieder herauf. Wir befanden uns in einem stillen Gewässer. Der Himmel war strahlend blau und wolkenlos. Die See war flach, vereinzelt ein paar Fische. Unser Schiff steuerte auf eine Insel zu, die ich kurz zuvor gesichtet hatte. So erfuhr ich von den Inselbewohnern, die einen rosafarbenen Kopf mit schwarzen Pickeln und eine orange Nase hatten, dass ich mich auf einer Inselgruppe namens „Salomonische Inseln“ befand.

Ich hatte schon einmal davon gehört und wusste so, dass wir auf der anderen Seite der Erde gelandet waren. Also hatte der gewaltige Strudel unser Schiff einmal durch die Erdkugel gesogen! Wie schade, dass ich von der Geschwindigkeit ohnmächtig geworden war, sonst hätte ich mir doch glatt etwas Magma zum Anzünden meiner Pfeife mitnehmen können, naja, vielleicht beim nächsten Mal.

(Gestaltung: abu)

  1. Gymnasium G9