Von Marco Jelusic und Michael Jung (Jahrgangsstufe 11)

Kassel – Hauptstadt eines Königreiches? Mit einem Schwerenöter und partyfreudigen König auf dem Thron? Manche werden nun verdutzt gucken und diesem wenig Glauben schenken. Doch in einem kurzen Zeitraum der Weltgeschichte, von 1807 bis 1813, war genau dies der Fall.

xl_autoren.jpgDie Autoren (v. li.) Marco und Michael – was wie Punker und Rockstar Amadeus (*) aussieht, ist in Wirklichkeit auf König Lusik bezogen.
Bild: Katharina v. Urff

Napoleon Bonaparte, „Kaiser der Franzosen,“ hatte nach mehreren Kriegen fast ganz Europa unter seiner Hand geeint. In Folge dieser Ereignisse schuf er den Rheinbund, zu dem auch das neu gegründete Königreich Westphalen gehörte. Dieses Staatskonstrukt übergab er seinem Bruder Jerome. Dieser junge Mann war erst 23 Jahre alt, als er den Thron in Kassel bestieg, und hatte zu Frauen und Feiern wirklich kein distanziertes Verhältnis.

Fortschrittliche Staatsideen und sogar ein Parlament

Er brachte aber auch fortschrittliche Staatsideen in sein Königreich ein, diese grenzten es sehr von seinen Nachbarn ab, da es sogar ein Parlament, eine Verfassung sowie eine einheitliche Währung hatte. Somit war dieses System ein wichtiger Vorläufer unserer Demokratie. Nach dem verheerendem Russlandfeldzug (1812) und der vernichtenden Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig (1813), fiel das Königreich Westphalen in sich zusammen und König Jerome Bonaparte flüchtete vor den heranrückenden Truppen der feindlichen Koalitionsarmee aus Kassel.

Um diese Ereignisse wieder in das Gedächtnis der Menschen zurückzurufen, findet momentan in der ehemaligen Hauptstadt des Königreiches Westphalen eine Ausstellung mit dem Namen „König Lustik!?“ – Jerome Bonaparte und der Modellstaat Königreich Westphalen, im Fridericianum statt. Genau 195 Jahre nach diesen verwirrenden, kriegerischen, aber doch glanzvollen Ereignissen, machten wir, der Geschichts-OK des 11er Jahrganges unter der Leitung unserer Lehrerin Katharina von Urff, letzten Freitag auf den Weg nach Kassel, um uns diesen Höhepunkt nordhessischer Geschichte vor Augen zu führen.

xl_ok11.jpgGeschichts-OK des 11er Jahrganges. Bild: Katharina v. Urff

Wie schon erwähnt ist die Ausstellung im Fridericianum vorzufinden, das zu Zeiten Jeromes als Parlamentsgebäude diente. Die Ausstellung bietet dem Besucher ein rundes Bild dieser aufregenden Epoche und wird in dieser Zusammenstellung aufgrund der unzähligen ausländischen Leihgaben in naher Zukunft so nicht mehr zu sehen sein. Unsere Museumsführerin, eine studierte Kunsthistorikerin, führte uns von den Idealen der Französischen Revolution und dem Aufstieg Napoleons bis zur Schaffung des Königreiches Westphalen und seinem Ende durch die Ausstellung.

Hier bekamen wir auch Einblick in das höfische Leben am Westphälischen Hofe, wobei wurden auch einige Legenden über König Jerome erläutert und in die Sagenwelt verbannt wurden. So wie die Geschichte, dass Jerome in Wein gebadet habe, die sich heute noch Kasseler Bürger erzählen. Aufgrund solcher Anekdoten blieb König Jerome in weiten Bevölkerungskreisen als König Lustik in Erinnerung. Dieser Spottname geht auf eine abendliche Verabschiedung von ihm zurück, derzufolge er gesagt haben soll: „Und morgen wieder lustik?“

Einmal in die Kleider des Jerome gestiegen

Nach dem einstündigen Rundgang durch die Ausstellung wurden Gruppen gebildet, um in einen Workshop verschiedene Themen zu König Jerome zu erarbeiten und diese dem Kurs anschließend vorzustellen, die Themenbereiche bezogen sich auf die einheitliche Münzpolitik bis hin zu den höfischen Kleidungsstücken. Einmal in die Kleider des Jerome und Napoleon Bonaparte gestiegen, wurde bildlich noch einmal betont, wie Napoleon seinen kleinen Bruder bevormundete. Neben dem brüderlichen Portrait wurde auch eine Hofdame abgelichtet.

Nach dem Photoshooting wurde eine weitere Form der Präsentation demonstriert. Die Erkenntnisse über die einheitliche Münzpolitik König Jeromes wurde in einem Puppenspiel vorgeführt: ein Kaufmann vertrat per Standpunktrede à la Malente (Rhetorik-Training des Jahrgangs 11 im Januar) seine Ansichten über die Münzpolitik, ein Frosch hielt skeptisch dagegen. Ein Amusement für die Zuschauer, nur schade, dass nicht noch mehr Zeit für solche Aktionen war. Nach dieser besonderen Form der Präsentation verließen wir den Workshop und nach zwei Stunden Museumsaufenthalt ließen wir den Tag mit einen Besuch der Kassler Innenstadt ausklingen. Insgesamt war es eine exzellent gestaltete Ausstellung, die mit medialer Darstellung und prägnanter Farbgestaltung auch in den Augen glänzte. Die Ausstellung ist für Schüler umsonst und läuft noch bis zum 29. Juni.

Linksunten:

Ausstellung KÖNIG LUSTIK in Kassel