Von Lara Kollmann

Vorbereitung der Gelelektrophorese | Foto: Ch. Stelling/CJD Oberurff
Vorbereitung der Gelelektrophorese, gespannte Erwartung und volle Konzentration

Am 13. Februar 2017 starteten an der CJD Jugenddorf-Christophorusschule Oberurff die Genetikprojekttage. Die Schüler des Jahrgangs 12 konnten zwischen den Fachbereichen Biologie, Politik und Wirtschaft, Englisch und Religion wählen. Alle Fachbereiche beschäftigten sich mit dem Thema Gentechnik.

Highlight der Genetik-Projekttage bot die Biologie

Lara Kollmann | Foto: Ch. Stelling/CJD Oberurff
Die Verfasserin, Lara Kollmann.

In Religion erarbeitete man die ethischen Fragen der Gentechnik. Sie stellten Leihmutterschaft und genetisch veränderte Babys in Frage. Die Englisch-Projektgruppe setzte sich mit dem Erschaffen identischer Klone und diese als „Ersatzteillager“ für Organe zu nutzen, auseinander. Die rechtlichen Grundlagen und die verschiedenen Arten von Gentechnik, wie sie genutzt werden und wie Alternativen zu Gentechnik aussehen, wurden in Politik und Wirtschaft besprochen und mithilfe des Internets und anderer Quellen erarbeitet. Das Highlight der Projekttage bot jedoch die Biologie. Studenten der Universität Kassel kamen an die Schule und erklärten sich bereit, uns das Thema Gentechnik im Rahmen des Projekts Science Bridge näher zu bringen. Es wurden die Themen „genetischer Fingerabdruck“ und „Herstellung laktosefreier Milch“ in den beiden Tagen bearbeitet.

Spaß an der Projektarbeit | Foto: Ch. Stelling/CJD Oberurff
Spaß an der Projektarbeit.

Für den genetischen Fingerabdruck, der zum Beispiel zum Aufklären von Verbrechen oder für den Vaterschaftstest verwendet wird, wurden zunächst Schleimhautzellen aus dem Speichel der Schüler entnommen. Die DNA wurde dann mithilfe von Zentrifugen, PCR-Geräten und Gelelektrophorese vervielfältigt und isoliert, sodass sie untersucht werden konnte. So konnten die Schüler feststellen, ob das untersuchte Merkmal in verschiedenen Informationen, je eine von Vater und Mutter, vorliegt oder ob beide Elternteile die gleiche genetische Information vererbt haben. Also ob sie für ein bestimmtes Merkmal reinerbig oder mischerbig sind.

Am zweiten Tag wollte der Kurs laktosefreie Milch herstellen. Menschen, die laktoseintolerant sind, vertragen keine Laktose (Milchzucker), weil ihnen das Enzym Lactase fehlt, welches die Laktose in seine verdaulichen Einzelteile spaltet. Jedoch müssen diese Menschen nicht auf Milch verzichten, denn dank der Gentechnik ist es möglich, laktosefreie Milch zu produzieren. Im Projekt wurden dafür zunächst Proteine aus Bakterien entnommen und in vielen weiteren Schritten Lactase hergestellt. Wenn man die Milch mit der hergestellten Lactase behandelt, spaltet diese die Laktose in Glucose (Fruchtzucker) und Galactose (Schleimzucker). Die Glucose bewirkt, dass laktosefreie Milch süßer schmeckt als laktosehaltige. Somit untersuchten die Schüler die hergestellte Milch mit einem Glucosestäbchen. Anhand der Färbung konnte der Glucosegehalt bestimmt werden. Bei der laktosehaltigen Milch ist keine Färbung zu erkennen, denn sie enthält keine Glucose.

Präsentation der Religions-Projekt-Gruppe | Foto: Ch. Stelling/CJD Oberurff
Lebendige Präsentation der Religions-Projekt-Gruppe.

Die Schüler im Biologiekurs hatten im Genetikexperiment die Möglichkeit, einen Einblick in die Arbeit eines Naturwissenschaftlers zu erhalten und mit teuren Geräten zu arbeiten. Außerdem konnten zuvor besprochene Prozesse der Genetik besser nachvollzogen werden.

Leihmütter und Samenspender

Am dritten Tag wurden die in den Gruppen erarbeiteten Ergebnisse in Form von kurzen Präsentationen vorgetragen. Der Englischkurs stellte zwei selbstgedrehte Filme vor, die auf der Lektüre ‚Cloning Miranda‘ von Carol Matas basierten. Die Lektüre handelt von einem Mädchen, das an Krebs erkrankt ist. Jedoch hatten ihre Eltern sie als Kind geklont. Ihr Klon lebt isoliert von der Familie und soll ihr als ‚Ersatzteillager‘ dienen. Der Religionskurs stellte sein Thema in Form eines Rollenspiels vor. Dabei wurden ‚Designerbabys‘ verkauft, es wurden also Angebote gemacht für Leihmütter und Samenspender. Der Kurs beschäftigte sich ebenfalls damit, ob es korrekt ist, Kinder, die behindert zur Welt kommen würden, abzutreiben. Es wurde die elementare Frage gestellt, ab wann das Leben im Mutterleib beginne und ob Abtreibung Mord sei. Im Vordergrund des Kurses stand, dass jeder Mensch einzigartig ist und von Gott so gewollt, wie er ist. Die genetische Veränderung und Optimierung sei also ein Eingriff in dieses Geschehen.

Wirtschaftliche Aspekte der Gentechnik werden präsentiert. Foto: Ch. Stelling/CJD Oberurff

Der PoWi-Kurs unterteilte die Gentechnik nach der Farbenlehre der Gentechnik in 3 Teile. Die rote Gentechnik hat ihren Einsatzbereich in der Medizin. Sie beinhaltet zum Beispiel diagnostische Verfahren, die Neuzüchtung von Gewebe und die Herstellung von Arzneimitteln. Die weiße Gentechnik befasst sich mit chemischen Prozessen, wie zum Beispiel die Herstellung von Kunststoff oder Waschmitteln. Und zuletzt die grüne Gentechnik, sie befasst sich zum Beispiel mit der Manipulation von Ackerpflanzen in der Landwirtschaft. Damit sollen zum Beispiel höhere Erträge und Schädlingsresistenzen erzielt werden. Die Projekttage waren für alle Schüler sehr lehrreich und es sind nicht nur die Nachteile der Gentechnik, sondern auch die Vorteile in den Vordergrund gerückt worden. Ob und wie weit man Gentechnik befürwortet, ist jedem selbst überlassen, doch es ist interessant zu sehen, was alles dahintersteckt und welche Bedeutung Gentechnik in unserer heutigen Zeit hat.

(Redaktion: Christiane Stelling, Gestaltung: Andreas Bubrowski)