Praktikanten im CJD Oberurff

Praktikantin Katharina Kurz im Interview
Praktikantin Katharina Kurz im Interview mit Junior-Onlineredakteuren der WEBLOG AG.

Wer als Lehrer die offizielle Vorstellung einer Praktikantengruppe im Lehrerzimmer nicht miterleben kann, mag sich in den folgenden Tagen über den einen oder anderen „Schüler“ wundern, der wie selbstverständlich in den Pausen im Lehrerzimmer ein- und ausgeht. Dazu zählte auch Katharina Kurz, Praktikantin von der Uni Marburg. Wie ist das so, wenn man kaum älter als die ältesten Schüler ist und vor eine Klasse gestellt wird?

Katharina Kurz

  • Geboren: in Marburg, Jahrgang 94, Sternzeichen Krebs
  • Beruf: Studentin (Lehramt)
  • Stimmungsstatus: Fröhlich

CJD-UPDATE: Wann gehen Sie voraussichtlich in den Schuldienst, wenn alles gut läuft?
Ich bin jetzt im dritten Semester. Neun Semester braucht man mindstens für die Lehramtsregelstudienzeit. Aber das schafft niemand. Also man muss immer mindestens ein Semester wiederholen. Und dann noch drei Referendariatsjahre.

War das jetzt das letzte Praktikum oder folgen noch welche?
Im fünften Semester kommt noch ein zweites Praktikum, da werde ich dann einen Unterrichtsbesuch machen, dann kommt jemand von der Uni, der bewertet mich, wie ich vor der Klasse stehe und wie ich mit den Schülern umgehe. Fünf Wochen ist das lang. Vermutlich wieder hier an der Schule.

Wie fänden Sie es, wenn die anderen Lehrer so viele Hausaufgaben aufgeben, dass Sie selbst keine mehr aufgeben könnten, da die Schüler sonst den ganzen Tag Hausaufgaben machen müssten?
Katharina Kurz: Ich fände es natürlich sehr schade, wenn ich keine Hausaufgaben aufgeben könnte. Andererseits wäre ich dann eine beliebte Lehrerin.

Manche Lehrer sollen sich ja genau dadurch beliebt machen, also mit Video gucken und keine Hausaufgaben aufgeben. Das wäre allerdings nicht korrekt und eine trügerische Beliebtheit.
Ich möchte auf keinen Fall, dass meine Schüler zu viele Hausaufgaben aufhaben. Schon deswegen, weil mich das Schülerin selbst genervt hat und ich auch einmal Freizeit haben wollte. Das aber hatte ich eigentlich kaum. Aber ich hatte auch G8. Wenn alle gut im Unterricht mitarbeiten und wir viel geschafft haben, dann werde ich auch nicht so viele Hausaufgaben aufgeben.

Katharina Kurz und Junior-Onlineredakteure am Newsdesk der WEBLOG AG
Katharina Kurz und Junior-Onlineredakteure am Newsdesk der WEBLOG AG.

Würden Sie später mal gerne an dieser Schule unterrichten?
Ja, auf jeden Fall. Von der Lage her und vom Gebäude her ist es hier natürlich wunderschön. An anderen Schulen ist die Schule ja eher so ein Klotz, wo man sich wie im Gefängnis fühlt. Das ist hier an der Schule anders. Außerdem ist die Lernatmosphäre hier gut. Das Kollegium ist nett. Also ich würde auf jeden Fall gerne hierher kommen.

Warum wollten Sie Lehrer werden? Käme auch ein anderer Beruf in Frage?
Ja, es würden auch einige andere Berufe für mich in Frage kommen, aber meine Mama ist Lehrerin. Sie ist Gesamtschullehrerin für Sport, Deutsch und Arbeitslehre. Also kein Mathe wie ich. Ich durfte früher immer schon so ein paar Vokabeltests korrigieren oder die Klausuren mitangucken und das hat mir Spaß gemacht. Ich war als Kind auch öfters bei ihr im Unterricht und durfte einfach mal zugucken. Und das Orientierungspraktikum, das man vor der Uni absolvieren muss, bevor man zu studieren beginnen kan,n hat mir auch sehr viel Spaß gemacht. Und das jetzige Praktikum in Oberurff bestätigt das jetzt auch, dass es eigentlich der richtige Beruf ist. Die Entscheidung ist aber noch nicht ganz durch. Es wird mir aber immer klarer, dass ich den richtigen Beruf gewählt habe.

Gab es auch Situationen, wo Sie einfach gesagt haben: „Warum tu ich mir das an?“
Ja, solche Situationen gab es schon. In einer sechsten Klasse etwa, da musste ich als Vertretung für einen anderen Praktikanten einspringen und da musste ich durchgreifen, was ich einfach noch nicht gelernt hatte und wo ich noch nicht so erfahren bin. Es war wirklich schwer, mich da durchzusetzen. In der Klasse gab es eine Person, die hatte auf mein Aussehen, mein Alter und halt einfach auf meine Person angespielt. Ich wurde nicht wirklich respektvoll behandelt. Da steht man dann vor der Klasse und weiß nicht, wie man reagieren soll. Da würde ich dann am liebsten sagen, das war es. Ich habe die Person nach der Stunde zu ihrem Verhalten angeprochen. Und siehe da: gleich kamen die Tränen. Ein gutes Zeichen, oder? Oder in meinem Orientierungspraktikum. Da wurde ich total ins kalte Wasser geschmissen. Ich sollte eine Vertretungsstunde bei einer pubertierenden achten Klasse halten. Auch an der Schule gab es Handyverbot. Die Schüler aber haben ganz offen mitten in der Stunde mit ihren Handys gespielt. Dann wollte ich ihnen die Handys abnehmen, da haben sie Simkarte und den Akku schnell entfernt und das Handy hingehalten, weil sie noch ein Zweithandy hatten. Ich habe daher im jetzigen Praktikum besonders darauf geachtet, wie die anderen Lehrer mit Unterrichtsstörungen umgehen.

Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrem Studium und was eher nicht so sehr?
Besonders gut gefällt mir, dass die Uni sich viel Mühe mit uns gibt. Wir werden richtig gut unterstützt.

Welche Fakultät genau?
Marburg, Fachbereich Mathematik und Informatik. Es gefällt mir sehr gut, wir haben oft Zusatzunterricht, wo wir Fragen stellen oder Hausarbeiten schreiben können, wo halt bei uns Fehler gesucht werden und wir die korrigieren müssen. Was mir nicht gefällt ist, dass ich gestern durch die Prüfung gefallen bin. Ich muss nun nächstes Sommersemester wiederholen. Kleiner Trost: Durchfallquote liegt bei 90 Prozent! Nur 10 Prozent schaffen das überhaupt im ersten Anlauf. Wir waren im ersten Semester 250 Lehramtsstudenten und sind jetzt noch 30. Es ist echt sehr viel Theorie. Aber nichts mit Pädagogik, gar nichts, Mathematik und Geschichte stehen im Vordergrund. Das Umgehen mit Schülern wird quasi gar nicht gezeigt.

Wieso haben Sie diese beiden Fächer ausgewählt?
Mathematik hab ich gewählt, weil ich in der Unter- und Mittelstufe sehr, sehr schlecht in Mathe war. Ich musste sogar Nachhilfe nehmen. In der Oberstufe wurde es dann aber richtig gut. Ich habe mich hochgekämpft mit Unterstützung meines Lehrers, übrigens der Bruder von Herrn Göbel, und hab dann auch im Abitur eine richtig gute Mathearbeit geschrieben. Habe dann gedacht: wenn ich später dann vor der Klasse stehe und selber weiß, wo die Probleme sind, dann kann ich auch besser auf die Schüler eingehen. Vermutlich sogar besser, als wenn ich da ein Überflieger in Mathe wäre und die ganze Zeit denke, wieso versteht ihr das denn nicht. Das war auf jeden Fall ein Grund. Und Geschichte hatte ich schon immer gemocht, da hab ich auch immer schon sehr viel drüber gelesen.

Es gäbe ja auch noch die Möglichkeit Grundschullehrerin. Scheidet das für Sie aus?
Ja. Wenn ich hier in die Oberstufe unterrichte, macht mir das mehr Spaß, als wenn ich in der fünften Klasse bin und dann erstmal sagen muss „Holt eure Sachen raus!“ Aber Grundschule? Ne, das wäre nichts für mich. Sollte ich das Studium nicht schaffen, bleibt ja noch die Möglichkeit Gesamtschule. INTERVIEW: NICO LUDWICZAK, MALTE HORN, ANDREAS BUBROWSKI

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(Technik: Alexander Grau)