Von Johannes Schneider, Jahrgangsstufe 13

Johannes Schneider, 13, Mai 2007Der Autor – Exemplar eines
Abiturienten, kurz nach dem
Erwachen (Foto: privat)

Ein in letzter Zeit sehr selten gewordenes Schauspiel ereignete sich gestern Morgen in den Schlafzimmern einiger 13er. In unerwarteter Frühe ertönte das herzlose Gebimmel des Weckers. Skeptischer Blick: „8:00“ stand da, eine Traumzeit für Unterstufler, geradezu unchristlich für uns Abiturienten. Aber warum diese masochistische Weckerei mitten in der Nacht? Nach kurzem Nachdenken dann plötzlich: Ach ja, die Schule! Dort angekommen trifft man dann Kollegen, die man teilweise schon seit über zwei Wochen nicht mehr gesehen hatte.

Das allgemeine Bild, das sich bot, war ziemlich erbärmlich: erschöpftes Stöhnen, verschlafenes Gewimmer und dunkle Augenringe. Nein, diese Zeit war man wirklich nicht mehr gewohnt. Natürlich lagen die Gründe für dieses ungewöhnliche Verhalten vieler 13er nicht bei Kleinigkeiten wie Unterricht oder Lernen, nein, heute lautete die Mission: Waffeln backen zur Aufbesserung der Jahrgangskasse. So eine Abi-Zeitung kostet schließlich Geld, und wer hat das schon. Außerdem trafen wir uns mittags, um unseren glorreichen Jahrgangsstufenchor zu gründen und über die Lieder zu debattieren, die wir mit diesem auf dem Abi-Konzert zum Besten geben werden.

Ja, wir Dreizehner haben es gut. Der Unterricht ist gelaufen, man sieht uns höchstens mal vereinzelt und verloren auf dem guten alten Schulhof herumstolpern. Das unwissende Mittelstufener-Auge könnte den Schluss ziehen: die sind fertig, die Säcke!

Aber wir können euch beruhigen, wir sind alles andere als fertig. Im Gegenteil. Was wir gerade durchmachen, nennt sich Endspurt und ist anstrengend, extrem anstrengend. Die schriftlichen Abiturprüfungen sind zwar gelaufen, aber das für viele am Meisten gefürchtete kommt noch: Die Präsentationen, man könnte auch sagen, etwas bessere Referate, am 29. und 30. Mai und die mündlichen Prüfungen am 14. und 15. Juni.

Wenn man dann seine Mitleidenden nach dem Lernstatus für diese Prüfungen fragt, hört man schon mal so was wie „hör mir bloß mit der sch*** Mathe-Präsentation auf“ oder „verdammt, ich weiß nicht, wie ich das alles bis Dienstag schaffen soll…“, und manchmal auch einfach „Verp*** dich!“

Denn während man sich bei den schriftlichen Prüfungen als einer unter vielen an einen Tisch setzte, die Aufgaben bekam und das, was man gelernt oder eben nicht gelernt hatte, zu Papier brachte, läuft es bei der Präsentation anders ab: Aug in Aug mit den Prüfern, Hektik, Aufregung, peinliche, vielleicht unerwartete, Fragen und die große Angst: Hab ich das Thema verfehlt?

Das ist so das Alptraumszenario eines jeden Prüflings, dabei kann man sich auf die Präsentationen und die mündlichen Prüfungen mindestens genauso gut vorbereiten wie auf die schriftlichen.

Es gibt aber zwei große Probleme:

Erstens – die Lernluft ist bei den meisten von uns raus

Die Motivation lässt einfach nach, wenn man die schriftlichen Prüfungen schon hinter sich hat. Jedes „Jetzt setz ich mich aber mal an den Schreibtisch!“ kostet eine immense Überwindung und Kraft

Zweitens – wir sind, zumindest bei der Vorbereitung der Präsentationen, ziemlich auf uns allein gestellt

Zum einen wird so das berüchtigte selbstständige Arbeiten erforderlich, zum anderen kann einem, wenn man wirklich was falsch gemacht hat, keiner helfen.

Für ein bisschen Abwechslung sorgen nur unsere berühmten Abifeten-Gelagen, bei denen man sich dann mal den Kopf frei (oder voll) machen kann.

Apropos: Freitag, 25. Mai, geht’s los in Römersberg, wird herrlich wie immer!

Ihr seht also: Man braucht uns nicht zu beneiden, aber bedauern muss man uns auch nicht, denn wenn wir den ganzen Stress endlich hinter uns haben heißt es: Ab ins Leben! Und dann seid ihr die, die sich schwitzend fragen, wie das nur alles gehen soll. Aber macht euch keine Sorgen, es geht, und meistens geht’s gut.