Von Fee Gerlach (Jahrgangsstufe 13)

teaser_fee_gerlachDie Autorin. Foto: privat

Meine Erfahrungen beim Besuchsdienst. Seit nun fast einem Jahr besuche ich regelmäßig Frau R. Sie ist Mitte 80, ihre Enkelkinder sind schon erwachsen und Frau R. ist wie so viele Rentner, vor allem Frauen, oft allein in ihrer Wohnung. Man stelle sich mal vor. Alleine in der Wohnung, die altersschwachen Augen erschweren langsam das Bücherlesen und Fernsehen, viele enge Freunde sind bereits verstorben und bei den seltenen Treffen oder Telefonaten mit anderen Freunden wird vor allem geklagt. Über Gesundheit und Todesfälle. Das klingt traurig, ist aber für viele Menschen Realität. Dabei können wir dem, zumindest zu einem kleinen Teil, Milderung verschaffen.

Einmal hat mich Frau R.
ihren kleinen Engel genannt

Ich versuche alle zwei Wochen Frau R. zu besuchen. Meistens bleibe ich für eine Stunde und wir trinken zusammen Kaffee, essen Kuchen und Frau R. erzählt mir viel aus ihrer Vergangenheit. Über die guten und die schlechten Zeiten, wie sie den Zweiten Weltkrieg erlebt hat, die aufwühlende Zeit danach, ihre zwei gescheiterten Ehen und so weiter. Manchmal ist es anstrengend, lange zuzuhören. Aber ich lerne sehr viel dabei. Über das Leben, Zuhören, Geduld.

Einmal hat mich Frau R. ihren kleinen Engel genannt. Das hat mich sehr berührt, denn ich habe gemerkt, wie viel ihr meine Besuche bedeuten. Man merkt, wie viel man mit einer Stunde seiner Zeit ausrichten kann und deswegen empfehle ich jedem jungen Menschen, diese Erfahrung zu machen. Ihr lernt etwas fürs Leben und tut dabei noch Gutes, geht es noch besser?

Wer beim Besuchsdienst mitmachen möchte, muss seinen Wunsch lediglich beim örtlichen Pfarrer vorbringen. Meistens wissen die Pfarrer am besten Bescheid, welche älteren Leute einen Besuch gern in Anspruch nehmen würden.