Von Annemarie Aue und Anna-Lena Schill (Jahrgangsstufe 12)

Verwundert sammeln sich Schüler vor dem Oktogon. Was hatte denn ein Auto ohne Räder, noch dazu auf den Kopf gedreht, auf unserem Schulhof zu bedeuten? Schnell sprach sich herum, dass die Aktion „Junge Fahrer“, am 8. Juli durchgeführt von ehrenamtlichen Helfern der Deutschen Verkehrswacht, für die Jahrgangsstufen 11 und 12 stattfinden sollte.

Unfall-Training in der Schule © A. Bubrowski/CJD-UPDATELehrer stehen Kopf. Das mag im Schulbetrieb nichts Ungewöhnliches sein. Wenn es aber mitsamt eines Autos passiert – schon. (*)

In drei Gruppen aufgeteilt, sollte den Schülern in je 90 Minuten die Wichtigkeit von Sicherheit im Straßenverkehr vermittelt werden. Dies hat einen wichtigen Grund, denn obwohl die 18- bis 24-jährigen nur zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen, verursachen sie mit Abstand die meisten Unfälle.

Unfallursache: Mangelnde Erfahrung
und Selbstüberschätzung

Jeder Zweite dieser Altersgruppe war bereits an einem schweren Unfall beteiligt und jeden Tag kommen auf Deutschlands Straßen vier Jugendliche ums Leben. Die zwei Hauptgründe dafür, die auch von den Schülern selbst als erstes genannt wurden, sind mangelnde Erfahrung und Selbstüberschätzung. Zwar lassen sich diese zwei Faktoren nicht durch diesen einen Aktionstag beseitigen, dennoch hat er ohne Zweifel sein Ziel erfüllt – viele Fahranfänger wurden für mehr Vorsicht und Sicherheit im Straßenverkehr sensibilisiert.

Aktion „Junge Fahrer“ in Oberurf (*)

Zunächst wurden wir durch einen pensionierten Polizisten in die Thematik eingeführt, indem er über die rechtliche Grundlage bezüglich Fahrens nach Alkoholkonsum referierte. In diesem Rahmen wurde auch darauf hingewiesen, dass nicht nur am Abend des Alkoholgenusses das Motto „Don’t drink and drive“ gelten muss, sondern – je nach Höhe des Promille-Wertes – müsse auch am nächsten Tag noch auf das Auto fahren verzichtet werden.

Erschreckend realitätsnah konnten wir die Auswirkungen von überzogenem Alkoholkonsum mit Hilfe der Rauschbrille – in Schülerkreisen auch liebevoll Promille-Brille genannt – erfahren. Man sah torkelnde Schüler, die verzweifelt versuchten einen aufgestellten Slalom zu bewältigen, was nur wenigen ohne größere Probleme gelang (zurückzuführen auf genügend Training? ;-) ). Für großen Spaß sorgte zudem ein Motorrad-Simulator. Einen Raum weiter wurde die Möglichkeit geboten, die eigene Reaktionszeit sowie das Sehvermögen unter normalen Umständen zu testen.

Mit nur 10 km/h vor eine Wand fahren

Anschließend folgte ein weiterer theoretischer, aber interessanter Vortrag, diesmal darüber, dass eine so einfache Tätigkeit wie Anschnallen vor Fahrtbeginn Leben retten kann. Die Richtigkeit dieser Aussage bekamen wir am Gurtschlitten vor Augen geführt. Dort saß man auf einem Autositz, schnallte sich an und es wurde simuliert, dass man mit nur 10 km/h vor eine Wand fährt. Trotz der geringen Geschwindigkeit war die Wucht, mit der man nach vorne geschleudert und dann vom Sicherheitsgurt aufgefangen wurde, überraschend schmerzhaft. In allen Gesichtern konnte man plötzlich die Frage ablesen, was wohl passiert wäre, wenn man ungesichert gegen einen Baum oder eine Mauer gefahren wäre. Aber wer fährt schon mit nur 10 km/h über die Landstraße?

Unfall-Simulation © A. Bubrowski/CJD-UPDATESimulation eines Auffahrunfalls mit 10 km/h. (*)

Natürlich lassen sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Unfälle leider nicht immer vermeiden. Um uns auch auf einen solchen Fall bestmöglich vorzubereiten, kam nun das mysteriöse Auto ohne Räder vor dem Oktogon zu seinem Einsatz, welches sich als Überschlagsimulator entpuppte. Man erfuhr praktisch, wie man sich im Ernstfall aus einem überschlagenen Auto retten kann, wobei die Situation beklemmend real wurde.

Auch diese Tipps waren sehr hilfreich, jedoch bleibt fraglich, ob man sich im Ernstfall an die Hinweise erinnern kann. Daher muss es weiterhin allerhöchste Priorität sein, Unfälle zu vermeiden. Eine sehr gute Möglichkeit, dies zu trainieren, bietet ein Fahrsicherheitstraining, welches eine Gruppe von zehn Schülern der Jahrgangsstufe 12 am Tag zuvor auf dem Verkehrssicherheitsplatz in Bad Arolsen absolviert hatte. Dort wurde geübt, wie man am besten mit dem eigenen Fahrzeug in Extremsituationen umgeht, beispielsweise durch Gefahrenbremsungen bei Nässe.

Wünschenswert: Für Aktion „Junge Fahrer“
einen festen Platz an unserer Schule

Insgesamt können diese 1-2 Tage, die der Sicherheit im Straßenverkehr gewidmet waren, als Erfolg abgebucht werden. Es wäre wünschenswert, dass die Aktion „Junge Fahrer“ in Zukunft einen festen Platz an unserer Schule einnimmt und von nun an im Rahmen der Projektwochen jährlich durchgeführt wird. Auch würden wir ein weitergehendes Engagement unserer Schule in Sachen (Verkehrs-)Sicherheit begrüßen, denkenswert wäre beispielsweise ein „auffrischender“ Erste-Hilfe-Kurs, an dem auch Lehrer teilnehmen könnten. Damit dieses Konzept aber funktionieren kann und die Sicherheit im Straßenverkehr wächst, was sich ja schließlich alle wünschen, müssen auch die Schüler Offenheit beweisen und in größerer Zahl an Aktionen wie dem Fahrsicherheitstraining teilnehmen.

(*) Fotos/Gestaltung: Andreas Bubrowski