Richtmeister Frank Bete im Interview. Bild: A. Bubrowski/CJD Oberurff
Richtmeister Frank Bete im Interview. Bild: A. Bubrowski/CJD Oberurff

Seit gut zwei Wochen macht der Cafeteria-Neubau rasant Fort­schritte. Jeder kann es jetzt sehen – die Cafeteria wird ein Holzbau. Riesige Bauteile aus Holz werden mit dem Tieflader angefahren und passgenau zusammengesetzt. Da stellen sich Fragen. Etwa: Wie entsteht so ein Zweckbau überhaupt? Oder: Wie wird man …, ja was muss man eigentlich für einen Beruf haben, um an einem Holzbau wie diesen mitwirken zu können? Täglich arbeitet der gelernte Zimmermeister Frank Bete und seine Mitarbeiter von der Firma Holzbau-Kühlborn an dem 470 Quadratmeter großen Bau auf dem Schulgelände. Trotz hektischer Betriebsamkeit hat er sich die Zeit genommen, der Redaktion von CJD-Update Rede und Antwort zu stehen.

Cafeteria Neubau 2007Kein Ufo im Landeanflug,
ein Holzbauteil wird eingefügt (*)

CJD-Update: Was ist ein Richtmeister?
Bete: Das ist eine Leitungsfunktion. Vorraussetzung ist, dass man seinen Meister als Zimmerer hat. Der Richtmeister ist für den Baufortschritt verantwortlich.

CJD-Update: Auch, wenn mal etwas schief geht.
Bete: Gerade dann. Gleich am Anfang hier in Oberurff ist ein Tieflader beim Entladen auf der schrägen Zufahrt umgekippt. Drei Stunden Bauverzug hat das gebracht. Da das Gelände gesichert war, bestand für die Schüler keine Gefahr. Für die Arbeiter heißt das, immer konzentriert und aufmerksam sein. Die Verantwortung aber trägt der Richtmeister.

CJD-Update: Ist das verwendete Holz chemisch behandelt?
Bete: Die Cafeteria besteht zum großen Teil aus trockenem Holz. Der Vorteil von Holz ist, dass wenig Chemie enthalten ist und dass es kostengünstig verarbeitet werden kann. Früher mussten Holzschutzmittel verwendet werden. Das Holz war noch feucht und konnte so leicht schimmeln. Das ist heute anders. Das Material ist absolut trocken. Es ist lediglich etwas Leim erforderlich, um die Bauteile miteinander zu verbinden.

Cafeteria Neubau 2007Uuups – nichts passiert, aber drei Stunden Verzug sind aufzuholen (*)

CJD-Update: Wie entsteht so eine Cafeteria?
Bete: Der Architekt beginnt mit einem Entwurf, wie das geplante Gebäude aussehen soll. Wenn der Entwurf vom Auftraggeber bestätigt wurde, muss er auf seine Machbarkeit geprüft werden. Zunächst die Statik durch den Prüfstatiker. Dann die Abschlussprüfung durch das zuständige Bauamt. Wenn alles ok ist, wird mit Hilfe komplexer Computerprogramme jedes einzelne Bauteil am Rechner konfiguriert. Diese Konfiguration landet dann beim Holzbau-Unternehmen bzw. der Zimmerei.

Cafeteria Neubau 2007Fachleute am Werk (*)

CJD-Update: Wie wird man Zimmermann?
Bete: Die Ausbildung dauert drei Jahre. Dazu muss man die Bundesfachschule des Deutschen Zimmerhandwerks in Kassel (s. Linksunten) besuchen.

CJD-Update: Und die Voraussetzungen?
Bete: Realschulabschluss sollte man schon haben. Und in Mathematik mindestens einen Zweier, denn Berechnungen gehören zu den täglichen Aufgaben. Außerdem ist ein gewisses handwerkliches Geschick erforderlich. Ob ein Interessent das besitzt, lässt sich leicht testen, etwa bei einem vierwöchigen Praktikum.

CJD-Update: Gibt es viele Bewerber?
Bete: Zu wenig. Dabei ist die Ausbildung recht attraktiv. Im dritten Lehrjahr kann man schon bis zu 900 Euro verdienen.

CJD-Update: Ist aber nichts für Mädchen…
Bete: Ganz im Gegenteil. Mädchen finden sich zwar sehr selten in diesem Lehrberuf. Die wenigen aber stehen hoch im Kurs. Denn sie sind besonders motiviert. Allerdings bleiben sie selten lange am Bau. Die praktische Erfahrung als Zimmermann in Verbindung mit einer weiterführenden Ausbildung ist für den Arbeitsmarkt höchst attraktiv. Folglich bleiben weibliche Zimmermänner oft nur kurze Zeit am Bau, beginnen bald ein Studium der Architektur oder eine technische Ausbildung.

CJD-Update: Weibliche Zimmermänner?
Bete: Ja, die heißen auch so. „Zimmerfrau“ würde eher nach Zimmermädchen oder Zofe klingen.

Cafeteria Neubau 2007Binnen kurzer Zeit wird das Dach gesetzt (*)

CJD-Update: Welche Perspektiven und Chancen gibt es nach der Ausbildung zum Zimmermann?
Bete: Nach mindestens drei Berufsjahren kann man in einer zwölfmonatigen Vollzeitausbildung sein Fachabitur und den Meistertitel erwerben. Dieser so genannte zweite Bildungsweg ermöglicht den Zugang zu einem Studium, etwa Bauingenieur. Als Meister ist man berechtigt, selbst auszubilden. Es gibt auch die Möglichkeit, auf Wanderschaft zu gehen. Zwei Jahre und einen Tag darf man dabei seinem Heimatort nicht näher als 50 Kilometer kommen. Wanderburschen sind dabei in Burschenschaften organisiert.

CJD-Update: Wie ist so ihr Alltag?
Bete: Halb sechs aufstehen. Abends meist nicht vor Halb neun daheim. Das freut Frau und Kinder nicht immer.

CJD-Update: Man hört immer von Schwarzarbeit am Bau und Dumping-Arbeitskräften aus Osteuropa. Auch im Holzbau ein Thema?
Bete: Nein. Unser Gewerke verlangt eine hohe Qualifikation. Außerdem arbeiten bewährte Teams aus unterschiedlichen Gewerken gern wieder zusammen. Es gibt allerdings einen gewissen Preisdruck durch Holzbaufirmen aus Ostdeutschland.

CJD-Update: Wie groß ist ihre Firma eigentlich?
Bete: Wir haben 40 Mitarbeiter. Neben dem Gewerbebau auf Holzbasis bauen wir pro Jahr auch etwa 30 Wohnholzhäuser.

Interview: Maurice Hoos und Andreas Bubrowski

(*) Bildnachweis: Bubrowski/cjd-update.de

Linksunten

www.holzbau-kuehlborn.de

Bundesfachschule des Deutschen Zimmerhandwerks