Schön zu haben, aber mehr als man braucht (Symbolbild). Bild: A. Bubrowski/CJD Oberurff
Schön zu haben, aber mehr als man braucht (Symbolbild). Bild: A. Bubrowski/CJD Oberurff

In der AG Kreatives Schreiben haben wir Gedanken aus dem Adventsgottesdienst aufgenommen und „Reihum-Geschichten“ dazu geschrieben. Mit jedem Absatz wechselt also der Verfasser. Fünf Absätze, fünf Autoren. Im Laufe der Weihnachtsferien folgen weitere Kurzgeschichten. (KVU)

Absatz 1: „Mehr als wir brauchen“. Die Worte aus dem Adventsgottesdienst gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Es war mir schon oft aufgefallen. Erst recht, wenn ich mir Jule aus meiner Klasse ansah. Jeden Monat bekam sie neue Schuhe. Und erst letztens, als ihre Jacke einen Fleck hatte, war sie ihr nicht mehr gut genug. Wie kann es sein, dass es Menschen gibt, denen es so schlecht geht, dass sie nicht mal Schuhe oder eine Jacke habe – und dann wieder solche wie Jule. Das ist doch ungerecht! Mit diesen Gedanken machte ich mich auf den Weg nach Hause.

Nicht mal das Nötigste zum Überleben haben

Absatz 2: Warum gibt es Menschen, die geradezu in Geld baden und dann wieder Leute, die sich nicht mal den Eintritt ins Schwimmbad leisten konnten? Kurz vor unserer Straße stürmte mein großer Bruder, der schon auf die Berufsschule geht, von hinten an und fragte, was los sei. Doch so sehr ich es wollte, ich konnte ihm keine rechte Antwort geben. Wenn ich sagen würde, ich denke nach über Gott und die Welt, hätte er mich vermutlich ausgelacht.
Absatz 3: Ich ging schweigend neben ihm her und als ich ihn von der Seite musterte, dachte ich, dass er auch einer von diesen Menschen war, die mehr wollen, als sie brauchen. Erst vor kurzem hatte er sich ein neues Videospiel gekauft, das er aber schon nach zweimal Spielen nicht mehr angesehen hat. Wenn ich nur einen Menschen ändern könnte, dachte ich mir.
Absatz 4: Aber das würde ich nicht können. Er müsste selber darauf kommen, ihn dazu zu zwingen, würde nichts bringen. Doch vielleicht schaffe ich es ja ihn zu überzeugen. „Weißt du, heute hatten wir ja den Adventsgottesdienst. Und ein Thema war auch, dass wir oft mehr kaufen, als wir brauchen und dass es Menschen gibt, die nicht mal das Nötigste zum Überleben haben.“
Absatz 5: „Wir haben auch gerade eine Projektwoche zum Thema ‚Armut und Überfluss‘ gemacht und überlegt, was wir selber ändern können. Ich habe da an meine ganzen PC-und Videospiele gedacht. Eigentlich häng ich sowieso schon zu viel vor dem PC rum. Kannst du mir helfen, sie auszusortieren und im Internet zu verkaufen?“ „Na klar“, grinste ich ihn an, „und den Gewinn spenden wir an…“

(Gestaltung: BUB)