Reiseeindrücke von Katharina Wollmert (Klasse 10e, Weblog AG)

Paris, Eiffelturm. Foto: privat

In den Herbstferien stand für unsere Familie die „Städtereise Paris“ auf dem Programm. Nach einstündigem Flug ab Frankfurt waren wir da. Paris, die Stadt der Liebe und der Lichter. Die Metropole der Mode. Die Stadt der Kunst und der Museen. Paris, die Hauptstadt Frankreichs, eine Stadt mit zwei Millionen Einwohnern im Stadt­gebiet und etwa neun Millionen Bewohnern in den Vororten. Wir waren so gespannt, ob das, was uns oft in Filmen vorgeführt wird, der Realität entspricht oder ob Leute mit Baguette unter dem Arm nur ein Klischee sind.

Mit unseren schlechten Französisch-Kenntnissen
hatten wir echte Schwierigkeiten

Wir nahmen uns ein Taxi zu dem eigentlich nahe gelegenen Hotel. Doch der Verkehr in Paris war nicht zu vergleichen mit dem in anderen Großstädten, die wir bereits besucht hatten, so dass wir eine gefühlte Ewigkeit brauchten. Endlich im Hotel angekommen wurden wir nicht so freundlich empfangen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Die Menschen dort sprachen kaum Deutsch und selbst mit Englisch konnten wir uns nicht wirklich gut verstän­digen. Etwas enttäuscht sahen wir dem nächsten Tag entgegen. Beim Früh­stück studierten wir den Paris-Stadtplan und auch die Metro-Karte. Mit unseren schlechten Französisch-Kenntnissen hatten wir echte Schwierig­keiten. Doch dann geschah etwas Überraschendes. Ein Kellner sprach uns sehr freundlich auf Deutsch an und fragte, ob er uns helfen könnte. Er stellte sich als Mohamed vor. Wir waren sehr froh endlich jemanden gefunden zu haben, der unsere Sprache spricht. Gern nahmen wir sein Angebot an und stellten ihm einige Fragen, etwa wie man am besten von A nach B kommt. Bereitwillig erklärte er uns alles, was uns interessierte. Er bot uns sogar an, am nächsten Tag, an dem er frei hatte, Paris zu zeigen. Etwas skeptisch nahmen wir sein Angebot an und verabredeten uns für den kommenden Tag.

Die Autorin. (*)

Dennoch fuhren wir noch am gleichen Tag mit der Metro in die Innenstadt und erkundeten mit Stadtplan bewaffnet Paris zu Fuß. Wir sahen die Schiffe auf der Seine, dann das volle Programm: Notre Dame, Palais de Justice, Louvre, Arc de Triomphe, Place de la Concorde, das Panthéon, das als Monumental­kirche geplante Bauwerk im gotischen und antiken Stil. Völlig erledigt kamen wir am Abend in unserem Hotel an, den Kopf voller Eindrücke und Bilder.

Ein toller Reiseführer für uns ganz allein

Am nächsten Tag warteten wir gespannt an einem verabredeten Ort auf Mohamed. Er kam pünktlich, hatte einen Zettel in der Hand, auf dem sein Tagesprogramm stand, und stimmte es zunächst mit uns ab. Er schlug vor, eine sogenannte Hop-On/Hop-Off Bus-Tour zu machen, an den entsprechenden Sehenswürdigkeiten auszusteigen und dann auf eigene Faust die Gegend zu erkunden. So geschah es. Mit der Metro fuhren wir zu einem Punkt, wo die Fahrt durch Paris begann. Wir wurden mit Kopfhörern ausgestattet und konnten uns so die Erklärungen zu den entsprechenden Sehenswürdigkeiten anhören. Doch immer wieder erzählte uns Mohamed auch seine eigenen Geschichten hierzu. Wir hatten richtig viel Spaß. Auf die Frage, warum er so gut Deutsch spreche, antwortete er, dass er einige Jahre in Deutschland, genau genommen in Dresden, studiert und sich dort wirklich wohlgefühlt habe und den Deutschen für die schöne Zeit sehr dankbar sei. Gebürtig stammt unser Reiseführer aus Marokko. Doch schon seit vielen Jahren lebt er in Paris. Er liebt es Sprachen zu lernen (er spricht sechs Sprachen!). So hatten wir einen tollen Reiseführer für uns ganz allein.

Paris, Sacré-Coeur. Foto: privat

Am Louvre stiegen wir zum ersten Mal aus, bewunderten die Architektur und staunten über die Menschenmassen an diesem Platz. Von jeder Sehenswürdigkeit, die wir ansteuerten, erfuhren wir ihre ganz eigene Geschichte. Es war super interessant und lehrreich. Zwischendurch führte uns Mohamed in kleine typisch französische Bistros, abseits vom Tourismus, um einen leckeren französischen Kaffee zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Dann ging es weiter.

Der Höhepunkt war natürlich der Besuch des Eiffelturmes, ein Meisterwerk aus Metall, 320 Meter hoch, das beliebteste Souvenir Frankreichs, das gefragteste Fotomotiv überhaupt. Ursprünglich wurde das Metallmonstrum nur aus Effekthascherei für die Weltausstellung 1889 errichtet und erhielt seinen Namen von dem deutschstämmigen Ingenieur Gustave Eiffel. Dort angekommen hatte man fast den Eindruck, auf einem Jahrmarkt zu sein. Tausende Touristen wuseln umher. Wir waren beeindruckt von der Größe und der Architektur dieses enormen Bauwerkes. Nach diesen vielen Eindrücken und Informationen über die Sehenswürdigkeiten von Paris, hatten vor allem die weiblichen Familienmitglieder nur noch einen Wunsch: Shoppen auf der berühmten Champs-Elysées!!

Bepackt mit diversen Einkaufstaschen
in die Sacré-Cœur de Montmartre

Gesagt, getan! Mohamed zeigte uns die weltbekannte Einkaufsstraße, die früher zum Treffpunkt der Pariser Oberschicht gehörte. Heute hat sie etwas von ihrem aristokratischem Flair verloren, nichts jedoch von ihrer Schönheit und Eleganz. Dort konnten wir nach Herzenslust einkaufen. Bepackt mit diversen Einkaufstaschen wollten wir uns nach diesem langen Tag eigentlich auf den Heimweg machen. Doch Mohamed bestand darauf, uns unbedingt noch Sacré-Cœur de Montmartre zu zeigen, eine majestätische Basilika, die auf der Spitze des Montmartre-Hügels, Paris überragt. Wir waren nicht wirklich begeistert, doch wir fuhren mit ihm hin und haben es nicht bereut. Es war überwältigend. Nachdem wir gefühlte tausend Stufen nach oben gestiegen waren, besichtigten wir die Kathedrale. Mohamed hatte nicht zu viel versprochen. Uns stockte der Atem vor lauter Glanz, Prunk und Reichtum. Danach ging es zurück zum Hotel.

Reiseführer Mohamed. Foto: privat

Wir wollten unserem Reiseführer und neuen Freund zum Dank für diesen wunderschönen Tag etwas geben, doch er wehrte sich vehement. Er sagte, er habe das sehr gern für uns getan, es hat ihm Spaß gemacht mal wieder einen Tag lang Deutsch zu sprechen und uns „sein“ Paris zu zeigen. Wir schafften es aber, ihn wenigstens zum Abendessen einzuladen. Für uns war das nicht gewöhnlich, jemanden kennen zu lernen, der so selbstlos ist, wie Mohamed, der einfach anderen Menschen seine Zeit schenkt, ohne etwas dafür zu verlangen. Wir tauschten E-Mail-Adressen aus und versprachen, in Kontakt zu bleiben. Paris ist eine wundervolle Stadt und dank Mohamed war ihr Besuch ein unvergessliches Erlebnis.

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(*) Bild/Gestaltung: Andreas Bubrowski