Die obligatorische Frage von Eltern, anderen Verwandten und Freunden. Die Antwort kommt meist nicht spontan und ist immer schwieriger zu beantworten, denn man hat ja schon alles. Ein Besuch an einem Wunschbaum, der einem guten Zweck dient. Hier hängen mehrere hundert Wunschkärtchen. „Was wünschst du dir?“ Ein iPhone, eine Wii, Barbie-Puppen, ein Pferd, einen iPod, nur wenige Kärtchen mit nicht materiellen Wünschen, wie Gesundheit, Frieden, Erfolg oder Glück.

Wunschbaum – aufgestellt in Bad Wildungen (Kaiserhof). Foto: privat

Vergisst man im Geschenkewahn manchmal nicht den wirklichen Sinn von Weihnachten? Ist das Weihnachtsfest immer noch das für uns, was es als Kleinkind mal war? Geschenke auspacken mit strahlenden Augen. Weihnachtslieder singen. Die Weihnachtsgeschichte hören. Gemeinsam mit der Familie den Gottesdienst besuchen?

Kann man sich die Liebe seiner Mitmenschen erkaufen?

Viele Menschen kennen Weihnachten nicht mehr als Fest der Liebe, sondern sehen es fast schon als Konsumterror. Doch was ist der Sinn von Weihnachten? Weihnachten ist das Fest, an dem die Geburt Jesu gefeiert wird. Er liebte alle Menschen ob reich oder arm. Jesus vollbrachte gute Taten und viele Menschen erhielten Gaben von ihm. Deshalb beschenken wir uns heutzutage an Weihnachten ebenfalls. Der Sinn des Weihnachtsfestes ist aber, Liebe zu schenken und Zeit mit der Familie und Freunden zu verbringen. An Weihnachten sollte man nett miteinander umgehen, nicht streiten und einfach Freude haben.

Man soll einmal alle Sorgen vergessen und nicht nur an sich denken. Kann man sich die Liebe seiner Mitmenschen erkaufen? Ja, denn in unserer Gesellschaft reicht es leider nicht mehr aus, einfach nur hilfsbereit zu sein oder Liebe zu schenken. Man kauft aufwändige, tolle, extravagante Geschenke. Es ist einfach und scheint Mitmenschen glücklich zu machen. Doch dabei verliert man oft das Ziel aus den Augen. Es reicht nicht, einfach ein Geschenk zu kaufen. Man muss auch daran denken, es mit Herzlichkeit zu schenken. Die nachfolgende Geschichte erinnert an den eigentlichen Sinn von Weihnachten. Aber – die vielen Geschenke sind natürlich trotzdem toll… KATHARINA WOLLMERT

Das schönste Weihnachtsgeschenk

Zugeschrieben Charles Dickens

Schon als kleiner Junge hatte ich meine Eltern verloren und kam mit neun Jahren in ein Waisenhaus in der Nähe von London. Es war mehr als ein Gefängnis. Wir mussten vierzehn Stunden am Tag arbeiten – im Garten, in der Küche, im Stall, auf den Feldern. Kein Tag brachte Abwechslung, und im ganzen Jahr gab es für uns nur einen einzigen Ruhetag: Das war der Weihnachtstag. Dann bekam jeder Junge eine Orange zum Christfest. Das war alles. Keine Süßigkeiten. Kein Spielzeug. Aber auch diese Orange bekam nur derjenige, der sich im Laufe des Jahres nichts hatte zu Schulden kommen lassen und immer folgsam gewesen war. Diese Orange an Weihnachten verkörperte die Sehnsucht eines ganzen Jahres.

So war wieder einmal Weihnachten herangekommen. Aber es bedeutete für mein Jungenherz fast das Ende der Welt. Während die anderen Jungen am Waisenhausvater vorbei schritten und jeder seine Orange in Empfang nahm, musste ich in einer Zimmerecke stehen und zusehen. Das war meine Strafe dafür, dass ich eines Tages im Sommer aus dem Waisenhaus hatte weglaufen wollen. Als die Geschenkeverteilung vorüber war, durften die anderen Jungen im Hof spielen. Ich aber musste in den Schlafraum gehen und den ganzen Tag über in meinem Bett liegen bleiben. Ich war tieftraurig und beschämt. Ich weinte und wollte nicht länger leben.

Im nahen Bad Wildungen öffentlich aufgestellter Wunschbaum für Weihnachten. Foto: privat

Nach einer Weile hörte ich Schritte im Zimmer. Eine Hand zog die Bettdecke weg, unter die ich mich verkrochen hatte. Ich blickte auf. Ein kleiner Junge namens William stand vor meinem Bett, hatte eine Orange in der rechten Hand und hielt sie mir entgegen. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Wo sollte eine überzählige Orange hergekommen sein? Ich sah abwechselnd auf William und auf die Frucht und fühlte dumpf in mir, dass es mit der Orange eine besondere Bewandtnis haben musste. Auf einmal kam mir zum Bewusstsein, dass die Orange bereits geschält war, und als ich näher hin blickte, wurde mir alles klar, und Tränen kamen in meine Augen, und als ich die Hand ausstreckte, um die Frucht entgegenzu­nehmen, da wusste ich, dass ich fest zupacken musste, damit sie nicht auseinander fiel.

Was war geschehen? Zehn Jungen hatten sich im Hof zusammengetan und beschlossen, dass ich zu Weihnachten meine Orange haben müsse. So hatte jeder die seine geschält und eine Spalte abgetrennt. Die zehn abgetrennten Spalten hatten sie sorgfältig zu einer neuen, schönen und runden Orange zusammengesetzt. Diese Orange war das schönste Weihnachtsgeschenk in meinem Leben. Sie lehrte mich, was es heißt zu schenken und beschenkt zu werden und wie trostvoll echte Freundschaft sein kann.