Bildungsstreik: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut!“
Jana Gesner berichtet aus Göttingen1
Unter dem Motto „Bildung für alle und zwar umsonst“ gingen am Mittwoch, den 17. Juni 2009, etwa 10 000 SchülerInnen und StudentenInnen in Göttingen auf die Straßen. An zwei Gesamtschulen und auf dem Campus der Georg-August-Universität trafen sich die Streikenden und setzen von dort ihre Züge zu einem Treffpunkt am Rand der Innenstadt in Gang.
Marktplatz am Gänseliesel (*)
Die Demonstration war nur einer von vielen Terminen in der Woche des Bildungsstreikes. Die ganze Woche über fanden in Göttingen diverse Versammlungen und Workshops statt. Zum Beispiel: „Wohin nun – Wege zur Durchsetzung unserer Forderungen“ und „Der Bachelor- Parcour: Der harte Weg zu Master.“ Nicht nur in Göttingen, sondern bundesweit wurde an diesem Tag gestreikt.
So waren beispielsweise in Rostock etwa 3.000, in Augsburg 1.500, in Hannover 10.000 und in Frankfurt am Main etwa 2.000 Streikende unterwegs. Anlass des bundesweiten Streiks, an dem sich insgesamt etwa 265.000 Menschen beteiligten, war das – in den Augen der Veranstalter – bevormundende Bildungssystem in Deutschland.
Fahrraddemo, Zeltstadt und Besetzung des Uni-Präsidiums
So forderten die Schüler und Studenten unter anderem die Rücknahme des „Turbo“-Abiturs und der Profiloberstufe, das einklagbare Recht auf einen Erstausbildungsplatz, gebührenfreie Bildung für alle und die ausreichende öffentlich Finanzierung des Bildungswesens. Die Demonstration in Göttingen blockierte unter ohrenbetäubendem Lärm für Stunden die Innenstadt und den Busverkehr.
Eindrücke von der Demo in Göttingen (*)
Auf ihrem Weg durch Fußgängerzone und Hauptverkehrsstraßen hinterließen sie eine Spur geringer Sachschäden. Die Polizei war während des ganzen Marsches gegenwärtig, jedoch kam es nicht zu Ausschreitungen. Nur am Neuen Rathaus, auf das es einen Demonstranten-Ansturm gab und am Wilhelmsplatz (liebevoll „Willi“ genannt, ein kleiner Platz in der Stadt, der für seinen erheblichen Alkoholkonsum bekannt ist) kam es zu kleinen Rangeleien.
Zum Schluss des Streikmarsches versammelte sich die Menge am Marktplatz vor dem alten Rathaus, an dem sich auch das Gänseliesel befindet, das Wahrzeichen Göttingens. Dort fand eine Kundgebung statt. Am Rande der Demonstration trafen sich Studenten zu einer „Fahrraddemo“. Auf dem Campus entstand eine Zeltstadt. Studenten besetzen schließlich das Uni-Präsidium.
(*) Fotos: Autorin, Gestaltung: CJD-UPDATE/abu
- Die Verfasserin ist ehemalige Schülerin, sie lebt zur Zeit in Göttingen. ↩
Kommentare
Gebildete Bürger sind für den deutschen Staat von großem Intersse, man sollte die Bildung daher möglichst für jeden zugänglich machen. Wofür es sich auch lohnt Flagge zu zeigen ist der Verbot vom „intelligent design“ an deutschen Schulen. Die Anerziehung von Religion hat in Schulen nichts zu suchen!