Von Jonas Neumann (9b, WEBLOG AG)

Glas- anstelle von PET-Flaschen?Bild: Jonas Neumann/CJD Oberurff
Glas- anstelle von PET-Flaschen?
Bild: Jonas Neumann/CJD Oberurff

Schon 2005 hat das Lehrerkollegium des CJD Oberurff beschlossen, dass Trinken im Unterricht erlaubt ist, unter anderen vorausgesetzt, dass keine Glasflaschen benutzt werden. In den letzten Jahren sind die bequem leichten Plastikflaschen, in denen auch in der Cafeteria Mineralwasser verkauft wird, aber zunehmend ins Gerede gekommen. Grund sind Weichmacher, Phthalate, die in Kunststoffen enthalten sind, aus denen auch PET1-Flaschen bestehen. Die Weichmacher in den PET-Flaschen können auf das Getränk übergehen. Wenn das passiert, werden hor­mo­nell wirk­same Schad­stoffe getrunken. Zumindest bei weib­li­chen Schne­cken haben For­scher deswegen Frucht­bar­keits­stö­run­gen nach­ge­wie­sen. Auch beim Menschen wurde eine fortpflanzungsschädigende Wirkung der Phthalate festgestellt. Andere Studien weisen auf Verhal­tens­auffälligkeiten von Kindern hin, wenn während der Schwangerschaft im Urin ihrer Mütter eine erhöhte Konzentration von Weichmachern nachweisbar war.

Fischweibchen mit monströsen Geschlechtsorganen

Bei 12 von 20 Wasserflaschen aus Kunststoff haben Forscher der Universität Frankfurt nach letzten wissenschaftlichen Analysen hormonähnliche Substanzen wie das weibliche Keimdrüsenhormon Östrogen nachgewiesen. „Wir haben Mineralwasser aus Glas- und Plastikflaschen verglichen und konnten zeigen, dass die östrogene Belastung in Wasser aus PET-Flaschen etwa doppelt so hoch ist wie in Wasser aus Glasflaschen“, erklärte Martin Wagner vom Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Frankfurter Universität vor der Presse. Die gefundene Hormonbelastung stellt keine akute Gesundheitsgefahr dar, würde aber einmal mehr auf eine Verbreitung von Hormonen in Lebensmitteln hindeuten, die vor allem aus Kunststoffverpackungen stammen.

Soll ich Wasser in der Glas- oder PET-Flasche kaufen?
Um ganz sicher zu gehen, kein Sodawasser zu trinken, das chemisch belastet ist, sollte man öfter Getränke aus Glasflaschen konsumieren.

Wie viel Wasser soll ich pro Tag trinken?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eineinhalb Liter pro Tag (Erwachsene). Für Kinder von zwei bis sechs Jahren 0,7 Liter, ab 15 Jahre 1,3 Liter.

Eigene Ansichten:
Seitdem ich aus Freundeskreis und Schule erfahren habe, dass PET-Flaschen mit weiblichen Hormonen (Östrogenen) belastet sind, sind bei mir die „Alarmglocken“ angesprungen. Nach Absprache mit meinen Eltern bin ich sofort auf Glasflaschen umgestiegen. Seitdem beschäftige ich mich genauer mit dem Thema und habe dabei eigenartige Geschichten gehört, die mir doch immer wieder die Kinnlade tiefer hängen ließen. Zum Beispiel die Geschichte mit dem See in der Schweiz. In dessen Nähe befindet sich eine Fabrik für PET-Folien, die ihre geklärten Abwässer in den See leitete. Anwohner und Forscher wunderten sich, dass die männlichen Fische im See weniger wurden, die weibliche Population stark zunahm, die Weibchen aber mit monströsen Geschlechtsorganen geboren wurden. Forscher untersuchten daraufhin die Fische. Sie stellten mit großem Erstaunen fest, dass die weiblichen Tiere von Östrogenen (weibliches Sexualhormon) „geflutet“ waren – mutmaßlich aufgrund hormonhaltiger Abwässer2. Nach diesen Erkenntnissen wurde die ganze Sache mit den Phthalaten besonders populär. Im Internet finden sich zahlreiche Ratgeberseiten, wo jeder überprüfen kann, ob und wie weit sein konsumiertes Mineralwasser hormonbelastet ist. Man kann aber auch ins „sichere Boot“ ein- und von PET- auf Glasflaschen umsteigen.

Linksunten: Umweltbundesamt informiert über fortpflanzungsschädliche Phthalate

(Mitarbeit, Gestaltung: Andreas Bubrowski)

  1. Polyethylenterephthalat (Kurzzeichen PET), ein durch Polykondensation hergestellter thermoplastischer Kunststoff aus der Familie der Polyester.
  2. Umwelthormone können bislang weitgehend ungefiltert die Kläranlagen passieren. Das erklärt, warum mancherorts auch im Grundwasser zunehmend Östrogene nachweisbar sind. Als wesentlicher Verursacher hierbei gilt übigens die „Antibabypille“, die in Deutschland seit den 1960er Jahren das am häufigsten verwendete Mittel zur Schwangerschaftverhütung ist. Wenn die Pillenhormone die Klärwerke passieren können, landen sie früher oder später im Grund- und damit im Trinkwasser.