Von Jakob Kneisler

Im Cliffhanger. Foto: privat
Im Cliffhanger. Foto: privat

Cliffhanger: Vom Fallen und Klettern einer Jugend – Die letzten Schultage nutzten einige Jugendliche aus dem PTZ, um doch noch mal hoch hinaus zu wollen. An zwei Nachmittagen wurden die notwendigen Kenntnisse für einen Toprope-Schein vermittelt. Zwar begann auch diese Veranstaltung recht schulisch – mit Theorie. Demgegenüber stand aber die Aussage des Trainers: „Wenn du den Knoten falsch setzt, stürzt dein Partner nicht gemütlich. Also hör jetzt genau zu!“

Nach einer Stunde ging es dann aber doch endlich an die Kletterwand hoch. Dass der Erste gleich zu Beginn schon durch die Decke wollte, wurde sanft belächelt, dass er dies schaffte, brachte ihm ehrfürchtige und staunende Blicke ein. Während also der Erste hoch ging, merkte ein Zweiter, dass der feste Boden doch etwas Reizendes darstellt, so ließ erst der sichere, feste Boden das Gefühl, sich übergeben zu müssen, verschwinden.

Einen Fuß vor den anderen setzen

So geht der Reiz des Sicheren manchmal doch über den Reiz des Möglichen; umso bewusster und konsequenter sicherte diese Person in der Folge. Schließlich ging es am ersten Tag die Wand hoch und auch wieder die Wand runter. Dass es mitunter für den einen oder anderen sich als zu schwer erwies, einen Fuß vor den anderen zu setzen, bestätigte einmal mehr alte Mütter-Weisheiten.

Sieben Meter hoch, um sich dann fallenzulassen. Foto: privat
Sieben Meter hoch, um sich dann fallen zu lassen. Foto: privat

Der zweite Nachmittag brachte den ersehnten Adrenalin-Ausstoß. Der Kletterer sollte sieben Meter hoch, um sich dann fallen zu lassen. Erst im Nachgang ließ der Trainer wissen, dass die zwei Meter Falldistanz Absicht war, damit der Sichernde in die Luft bugsiert wird: Einfachste physikalische Gesetze waren hier am Werk. Doch dieses Halt-Verlieren und doch gleichzeitig Kontrolle behalten war teilweise schwer auszuhalten. Zwar erzählte der Kopf, dass unten ein erfahrener und ausgebildeter Trainer stand, der vollkommen Herr der Lage ist … nun wollten die Hände doch nur schwerlich loslassen.

Erst als der Lehrgang abgeschlossen war und jeder seinen Schein in der Hand hielt, berichtete uns der Trainer von bekannten Kletterern, die aus 15 Metern herabfielen und dadurch im Rollstuhl landeten. Ich behalte mir aber lieber in Erinnerung, wie der Trainer grazil in Spiderman-Manier die Steilwand hochging, stets im Kopf umsetzend: so anmutig sieht das auch bei mir Anfänger aus.

(Gestaltung: BUB)