Splendid Isolation bei Schnittstellen ist bei Apple zu einem fragwürdigen Leistungsmerkmal geworden. Bild: A. Bubroski/CJD Oberurff
Splendid Isolation, exotische Exklusivität, bei Schnittstellen ist bei Apple zu einem fragwürdigen Leistungsmerkmal geworden. Bild: A. Bubroski/CJD Oberurff

Vor kurzem jemandem einen Gefallen getan – ein Samsung GALAXY Tab 10.5x ausge­packt, konfiguriert, Bedienung erklärt. Dann selbst damit gearbeitet (Bürofunktionen, Kommunikation intern/extern, Bildbearbeitung, Musik, Skype). Für einen langjährigen „Apple native“ also höchste Zeit, sich auch am iPad (Air 2) dem Selbstversuch zu unterziehen. Anders als bei iMacs und Macbooks (Pro) entpuppte sich beim iPad alles nach dem Auspacken überraschend als Splendid Isolation mit einer schwarzen Null bei Netzwerk-Kompatibilität.

Die erste „Erste Hilfe“ ist fällig

Zunächst alles bequem wie von Apple-Rechnern gewohnt. Einschalten, mit WLAN verbinden, die geforderte Apple-ID eingeben, und schon wird alles an Musik, Filmen, Serien, Büchern aus der iTunes-Bibliothek „geholt“ und ist Dank schnellem DSL in Kürze auf dem iPad verfügbar. Das erste kostenpflichtige Zusatzprogramm, eine beliebte Lehrer-App1, bleibt dem iPad aber schon im digitalen Hals stecken. Recherche im Netz: Altbekanntes Problem von iOS(8), dem iPad-Betriebssystem. Die erste „Erste Hilfe“ ist fällig: Einstellungen zurücksetzen und Neustart. Wieder von vorn. Jetzt klappt der App-Kauf. Als nächstes ist das iPad in der heimischen Endgerätgemeinde zu integrieren. Also mit dem Netzwerk verbinden, obwohl – ist es ja schon, via WLAN. Los geht das Testen gewohnter Arbeitsprozesse, vor allem Austausch von Bildern und Texten mit anderen Netz-Clients und Drucken.

Austausch mit anderen Netz-Clients: Fehlanzeige

Zur Verfügung stehen zwei Apple-Rechner und ein Samsung Smartphone. Eine Verbindung zum Datenaustausch über das hauseigene WLAN? Geht nicht oder nur, wenn man (1) AIRDROP – eine Modifikation des WLAN-Standard-Protokolls (WiFi-Ad-hoc-Service) aktiviert, was (2) seitens des Rechners einen Mac oder ein Macbook mit dem Betriebssystem YOSEMITE voraussetzt. Alles andere – geht nicht, was im vorliegenden Fall Funkstille bedeutet. Die Geräte dort nebeneinander sind und bleiben sich im WLAN unvereinbar fremd, selbst wenn der angebissene Apfel darauf leuchtet.

USB-Schnittstelle 2.0: Fehlanzeige

Dann eben die USB-Schnittstelle zum Datenaustausch nutzen. Geht auch nicht, denn das mitgelieferte Universalkabel ist nur „ein bisschen“ USB-Kabel. Man kann damit das iPad mit dem Mac verbinden, hat dann aber NUR die Möglichkeit via iTunes beide Rechner zu synchronisieren – bei aktiviertem iTunes-Account, was immer auch bedeutet, dass Apple weiß, wann man was synchronisiert. Man muss also etwa ein simples Worddokument erst in iTunes hochladen (zu Apple senden) und dann auf dem anderen Rechner wieder herunter laden (von Apple zurückholen). Der direkte Datenaustausch von lokaler Festplatte zu lokaler Festplatte – wie es noch bis OS 10.8.5 möglich war – geht nicht mehr. Konsequent und lückenlos raubt Apple dem Nutzer jede Möglichkeit „unbeobachtet“ lokal zwischen seinen Rechnern Daten auszutauschen. Einfach indem es diese Funktion abschafft.

Drucken: Fehlanzeige

Trotz Verbindung zum hauseigenen WLAN kann das iPad die Drucker im Netzwerk erst einmal nicht nutzen. Auf Anhieb klappen würde es nur mit einem AirDrop-fähigen Drucker, also einem Apple-konformen Produkt, das man für rund 100 Euro ja kaufen kann. Um leistungsstarke und hochwertige Netzwerkdrucker – im vorliegenden Fall von Brother und OKI – nutzen zu können braucht es eine extra Portierungs-App. Davon gibt es wie die Recherche zeigt einige. Die, mit den meisten (vier von fünf) Bewertungspunkten soll zwar dafür sorgen, dass das iPad die Drucker erkennt und Daten dorthin überträgt, aber leider nur in eingeschränkter Qualität. Um wie gewohnt drucken zu können, müsste man also erst einmal gründlich die in Frage kommenden Apps prüfen… Keine Zeit und vor allem keine Lust.

Bluetooth

[Korrigierter Abschnitt]

Die Client-Client-Verbindung via Bluetooth gelingt schließlich. Es ist aber zu beachten, dass noch nicht gekoppelte Geräte auch nicht sichtbar sind, dort also erst das SUCHEN aktiviert werden muss.

Frage der Konnektivität entscheidend

FAZIT SCHULE: In einer zehnten Klasse gibt es, wie Nachfragen zeigen, drei iPad-Nutzer und zwei Samsung-Tab-Anwender2. Ob das Arbeiten mit Tastatur, Maus und Trackpad (wie am Laptop oder PC) einen effektiveren Workflow ermöglicht als das Wisch-und-Weg der Tablets ist Ansichtssache. Für das flexible Bilden von temporären Computerräumen sind Tablets im Schulalltag jedenfalls unverzichtbar3, das Schleppen von Laptop-Klassensätzen wäre unzumutbar4. Gängige Software für den Unterricht, etwa GeoGebra für Mathematik, ist auf allen Plattformen verfügbar. Die Bedienbarkeit von iPad und Samsung-Tab ist gleichwertig ausgereift. Bei Investitionsentscheidungen in Tablet-Klassensätze dürfte daher die Frage der Konnektivität entscheidend sein.

FAZIT PRIVAT: Außer in dem etwa Zehn-Prozent-Anteil am Unterricht Sek I der lehrplangemäß Training mit Anwendungs-Software vorsieht, sind bislang keine Nutzeffekte erkennbar, die man nicht auch am Desktop-PC, Laptop oder Smartphone haben kann, dort aber bei reibungsloser Kreuz-und-quer-Kommunikation. ANDREAS BUBROWSKI

  1. Für 12 Euro bekommt man eine komplexe und flexible Schülerverwaltung. Eine Excelliste und ein Klassenfoto mit eingefügten Namen erfüllen aber praktisch den gleichen Zweck. Der Arbeitsaufwand ist mit Lehrer-App zumindest gleich groß.
  2. Nicht repräsentativ aber doch interessant: Mancher Schüler OHNE Tablet liebäugelt sehnsuchtsvoll mit einem iPad. Die Samsung-Tab-Nutzer dagagen können den iPad-Hype nicht nachvollziehen – und auf Nachfrage überzeugend begründen, warum ein Samsung-Tab für sie die praktischere Lösung ist.
  3. Außerdem können Tablets bei Bedarf um eine Tastatur erweitert werden.
  4. Genau so wie das Vorhalten ganzer Computer-Klassenräume, wie im Prä-Tablet-Zeitalter.