Pop-Attacke gegen Scheinmoral und Vorurteile: Lily Allen – F*ck you
Lily Allen.
Photo by The Style Scout
F*ck – ist ein absolutes no-no-Wort. Wer es in Gegenwart eines Lehrers gebraucht – ob in der englischen oder deutschen Version -, kann mit disziplinarischen Maßnahmen rechnen. Im Internat dürfen Sänger wie 50 Cent offiziell unter anderem deswegen nicht gehört werden, weil die Songtexte nur so gespickt sind mit no-no-Worten wie diesem1.
So weit, so moralisch und gut. Allerdings – steckt auch immer Moral drin, wo Moral draufsteht? Jugendliche fragen sich das hoffentlich auch heute noch, wenn sie sehen, wie die Erwachsenen in Politik, Wirtschaft und im Privaten oft auf moralisch tun, bei genauer Betrachtung aber eben nur so tun, es nicht wirklich sind.
BITTE erst und unbedingt den Songtext lesen
Lily Allen hat sich in ihrem neuesten Track dieses Phänomens angenommen. Das Video zum Track ist echte Pop-Art. Man stelle sich nur vor, man könnte – wie im Clip – alle Leute und Dinge, die einem auf den Keks gehen, mit spitzen Fingern ein wenig dicker oder dünner machen und auf die Seite schieben. Natürlich würden auch unzählige Leute das mit einem selbst machen. Was für eine lustige Szenerie gäbe das etwa zur großen Pause auf dem Campus-Gelände.
Lily Allen – Fuck you (official) from AB/CD/CD on Vimeo.
Ob wir wollen oder nicht – in den nächsten Wochen und vielleicht sogar Monaten wird uns Lily ihr F*ck in die Ohren trällern. Mal sehen, was sich die Scheinmoralisten ausdenken, um Lilys metaphorischen entkrampften Umgang mit diesem no-no-Wort möglichst krampfig zu gestalten. Von Pieptönen bis offener Zensur ist alles denkbar. Vielleicht aber auch nicht. Und Lily darf ungehindert mit dem no-no-Wort gegen Scheinmoral und Vorurteile trällern.
Bevor sich jetzt jemand voreilig erregt und irrtümlich zarte Schülerseelen verletzt sieht: BITTE erst und unbedingt den Songtext lesen. Zwar steht hier nicht unbedingt erkennbar Moral drauf, dafür steckt um so mehr erkennbar davon DRIN. Und auf Inhalte kommt es schließlich im Leben an. Oder? (abu)
Songtext zu: Fuck You Very Much
Songwriters: Allen, Lily Rose; Kurstin, Gregory
Look inside, look inside your tiny mind
Then look a bit harder
‚Cause we’re so uninspired, so sick and tired
Of all the hatred you harborSo you say it’s not okay to be gay
Well, I think you’re just evil
You’re just some racist who can’t tie my laces
Your point of view is medievalF…
‚Cause we hate what you do
And we hate your whole crew
So please don’t stay in touchF…
‚Cause your words don’t translate
And it’s getting quite late
So please don’t stay in touchDo you get, do you get a little kick
Out of being small minded?
You want to be like your father
It’s approval you’re after
Well, that’s not how you find itDo you, do you really enjoy
Living a life that’s so hateful?
‚Cause there’s a hole where your soul should be
You’re losing control a bit
And it’s really distastefulF…
‚Cause we hate what you do
And we hate your whole crew
So please don’t stay in touchFuck you, fuck you very, very much
‚Cause your words don’t translate
And it’s getting quite late
So please don’t stay in touchF…
You say you think we need to go to war
Well, you’re already in one
‚Cause it’s people like you that need to get slew
No one wants your opinionF…
‚Cause we hate what you do
And we hate your whole crew
So please don’t stay in touchF…
‚Cause your words don’t translate
And it’s getting quite late
So please don’t stay in touchF…
© EMI APRIL MUSIC INC.; KURSTIN MUSIC; UNIVERSAL-SONGS OF POLYGRAM INT’L
- Die genannten schulinternen Regelungen sind ohne Alternative, da im Alltag solche Worte eben keine künstlerischen Metaphern, sondern Ausdruck roher Gewalt sind! ↩
Kommentare
@ schmisi: Du triffst den Nagel auf den Kopf.
Ich muss sagen, dass ich das Wort eher als Ausdruck extremer Unzufriedenheit bis Überraschung verwende. Klar, wenn man es zu jemandem sagt, dass er/sie das „tun“ soll, ist es unangebracht. Allerdings ist das F-Wort ja inzw mir einigen weiteren Bedeutungen verbunden, als nur dem beleidigenden/Gewalt ausdrückenden Ton, den es früher hatte. Klar, dieses Wort sollte erst so spät wie möglich im Sprachgebrauch der Jugend auftauchen, aber wenn es dann da ist, sollte man stat des Verbotes vielleicht eher sich mit solchen Worten auseinander setzen, als sie einfach zu dämonifzieren. Denn schliesslich ist alles, was verboten ist, erst mal reizvoll.
Das ist jetzt allerdings nur meine Meinung, die vielleicht auch mit meinem Alter (21) zusammen hängen kann.
ist es denn pädagogisch sinnvoll, das f-wort unter schülern zu verbieten?
Kommt wohl auf die Sichtweise an. Das Wort besitzt eine negative „Schwingung.“ Wird es mit Inbrunst benutzt, verdirbt diese „Schwingung“ die beteiligten zwischenmenschlichen Beziehungen. Das ist FAKT. Allerdings durch Verbote allein ist das Potential ja nicht beseitigt, der AUSDRUCK wird lediglich unterdrückt. Es dürfte also bei Verboten allein nicht bleiben, zumal die Bigotten sich gern hinter vermeintlich moralischen verboten verstecken und die Umwelt nerven…
Daher gefällt mir Lily’s Song so gut. Es zielt GENAU auf diesen Widerspruch hin.