„Zur gesellschaftlichen Teilhabe gehört es, eigenständig kompetente finanzielle Entscheidungen treffen zu können“, veröffentlichte der Bundesminister für Finanzen, Christian Lindner, im Oktober 2023 auf Linkedin. „Unsere Schulen decken das aber nicht genügend ab, meinen 81 Prozent aller Eltern.“ Das Thema, Schule müsse ihre Abgängerinnen und Abgänger besser auf die allgemeinen Herausforderungen des Lebens vorbereiten, ist zur Zeit in aller Munde. Spätestens nach dem berühmten Tweed „Keine Ahnung von Steuern, aber ich kann Gedichte analysieren“ einer 17-Jährigen im Jahr 2015 wurde die Thematik laut und sie ist es nach wie vor: Nur jeder fünfte junge Mensch fühlt sich gut auf das Leben nach der Schule vorbereitet. Mit dem „Zukunftstag“ in der Jahrgangsstufe 13 und speziellen „Plusstunden“ im Jahrgang 11 unterstützt die Christophorusschule Oberurff ihre Schülerinnen und Schüler der Oberstufe auf deren Weg in die Selbstständigkeit bereitet sie auf die Zukunft vor. Zu wissen, was „Inflation“ bedeutet und warum schon in jungen Jahren das Thema „Altersvorsorge“ wichtig ist, sind nur einige Bausteine für das doch nicht mehr so ferne Erwachsenenleben.

Zukunftstag der Jahrgangsstufe 13 am 17. November 2023

In Form von Workshops wurden den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 13 beim „Zukunftstag“ Einblicke in die Herausforderungen nach der Schule geboten. In einem „Crashkurs fürs Leben“ standen am 17. November 2023 von 8 bis 14 Uhr vier besonders relevante Themenbereiche des Lebens im Zentrum, für die im Regelunterricht der allgemeinbildenden Schulen wenig Raum ist: Finanzen, Wohnen, Steuern und Krankenkasse. Der Tag war dabei so gestaltet, dass alle Schülerinnen und Schüler der drei Tutorien auch alle Themenbereiche durchlaufen konnten. Da von vier Referenten zwei krankheitsbedingt ausfielen, wurden nur die Themen „Wohnen“ und „Krankenkasse“ in einem Livevortrag präsentiert und anhand von Fallbeispielen in Gruppen bearbeitet. Das Thema „Finanzen“ erfolgte in einem Videovortrag. Für das umfangreiche Thema „Steuern“ soll es einen weiteren Termin geben, da die 13er dazu die meisten Fragen hatten. „Es war für die Schülerinnen und Schüler ein durchaus sinnvoller und interessanter Tag“, so Tutor Jörg Bruns. Der „Zukunftstag“ ist eines der Hauptprojekte der Initiative für wirtschaftliche Jugendbildung (IWJB gGmbH), einer gemeinnützigen Bildungsorganisation aus Frankfurt am Main, die verschiedene Programme zur wirtschaftlichen und finanziellen Bildung in Deutschland, Österreich und der Schweiz umsetzt. Die Vision dabei ist, dass es keine Frage der sozialen Herkunft sein sollte, ob man gut auf den Start ins Erwachsenenleben vorbereitet ist.

Plusstunden zum Thema „Rechnungen und Banking“

Das CJD Oberurff bietet dem 11. Jahrgang zur Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden sogenannte „Plusstunden“ an, bei denen die Lernenden die Möglichkeit haben, ihr Wissen um verschiedene Themen neben dem regulären Lehrplan zu erweitern. Während der Plusstunde „Rechnungen und Banking“ unter der Leitung von Selina Reubert, Lehrkraft im Vorbereitungsdienst im ersten Hauptsemester am Studienseminar für Gymnasien in Kassel, geht es um Inhalte, die einen lebensnahen Wissenszuwachs für die Oberurffer Schülerinnen und Schüler ermöglichen sollen. Selina Reubert machte vor ihrem Referendariat eine Ausbildung zur Bankkauffrau und gibt nun ihre Expertise im Nachmittagsbereich ihrer Ausbildungsschule weiter: „Es beginnt scheinbar ganz einfach: Die erste Aufgabe besteht darin, einen klassischen SEPA-Überweisungsträger am Beispiel einer Musterrechnung auszufüllen. Doch so leicht ist es nicht: Der Begünstigte und der Kontoinhaber werden schnell einmal vertauscht oder die rechtsgültige Unterschrift wird vergessen. Mag ein Überweisungsschein vielleicht schon veraltet sein, steigen wir danach um in einen Demo-Zugang für das Online-Banking, wo die gleichen Aufgaben neben Sortenbestellungen, Umbuchungen und Daueraufträgen – zum Beispiel für die spätere Miete – auf die Lernenden warten. Die praktische Anwendung des digitalen Banking-Tools via Tablet sorgte bereits für einige ,Aha-Momente‘.“  Was brauche ich für mein Leben nach der Schule? Wie sieht ein Mietvertrag eigentlich aus? Was ist eine Mietkaution? Was muss ich tun, um mich umzumelden? „Im Verlauf der Plusstunden kommen Fragen wie diese regelmäßig auf und sorgen für Staunen und Gelächter. Als das Thema ,Rundfunkgebühren‘ angesprochen wurde, waren fast alle Lernenden entsetzt. Eine Schülerin meinte entrüstet: ,Ich schaue doch kein Fernsehen mehr! Netflix ist schon teuer genug!‘“, berichtet Selina Reubert. Die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler nach der Plusstunde seien insgesamt sehr positiv. Dabei zitiert Selina Reubert eine Teilnehmerin: „Ich glaube, ich habe heute echt was für die Zukunft gelernt!“