Abschalten oder hier und da weiter schrillen – das ist hier die Umfrage

Da oben in der Ecke, da ist sie die schrille Pausenglocke. Bild: BUB/CJD Oberurff
Da oben in der Ecke, da ist sie die schrille Pausenglocke. Bild: BUB/CJD Oberurff

Glocken sind eigentlich etwas Schönes. Sie machen besinnlich und laden ein zum Verweilen. Es sei denn, man läuft gerade unter einem schrillen Schreihals dieser Spezies vorbei, wie er sich seit 40 Jahren im Treppen­aufgang der Naturwissen­schaften befindet. Man erschrickt, zuckt zusammen, denn man ist ja gerade dabei im nahen Klassenraum einzuchecken. Braucht es eigentlich noch den Pausengong, der bei uns noch echt retro-like eine derbe Klingel ist? An vielen Schulen wird der Pausengong als Aus­druck überholter Schulmodelle des letzten Jahrhunderts ge­sehen und wie ein alter Zopf abgeschnitten, also abgeschafft. Letzten Freitag hat die Süddeutsche Zeitung den Schulleiter eines Wiener Gymnasiums nach aktuellen Erfahrungen beim Abschalten des altehrwürdigen Pausensignals an seiner Schule befragt. Wäre das nicht auch etwas für das CJD Oberurff? Zumal das Pausenglockensystem ohnehin längst lückenhaft ist. Eine Umfrage.

Es mit dem Umbruch ernst meinen

Magister Meinhard Trummer, Geschichtslehrer und Direktor des Gymnasiums an der Marol­tinger­gasse in Wien kam auf die Idee einer generellen Abschaltung, nachdem seine Schule durch einen technischen Defekt unvermittelt einige Tage pausengonglos wurde. Trummer und manchen seiner Lehrerkollegen wurde erst jetzt das strenge, militärische Wesen dieses Signals bewusst und man begann über dessen Sinn oder Unsinn zu diskutieren. Zwei Drittel der Lehrer fanden die Idee vom Abschalten der Pausenglocke gut. Also wurde abgeschaltet. Schüler und Lehrer werden zum Schuljahresende erneut befragt – dann über das Leben OHNE Glocke. Laut Trummer ist das Leben an der Schule ohne Glockensignal entspannter geworden. Die Möglichkeit fließender Übergänge wird allenthalben erfreut angenommen. Die 1.100 Schüler der Schule – die Schulgröße entspricht also etwa der des CJD Oberurff – haben natürlich weiterhin die Pflicht zum pünktlichen Erscheinen – und die Lehrer auch1.

In Oberurff gibt es schon jetzt pausenklingelfreie Gebiete, etwa die W- und G-Räume. In der Cafeteria wurde erst gar keine angebracht. Dort müssen Lehrer und Schüler ohnehin eigenverantwortlich Unterricht und Pausen pünktlich beginnen und beenden. Man könnte einwenden, dass es Wichtigeres gäbe, als sich über Pausengongs Gedanken zu machen oder warum man etwas abschaffen will, das doch schon immer da gewesen ist. Wird aber nicht auch sonst ständig die Notwendigkeit zum Umbruch an Schulen diskutiert? Könnte dann das Abschalten der Pausenglocke nicht ein zwar kleines, aber weithin vernehmbares Signal sein, es mit dem Umbruch ernst zu meinen? ANDREAS BUBROWSKI

Brauchen wir eigentlich eine Pausenglocke?
Artikel: Pausenglocke – alter Zopf überholter Schulmodelle?

(Maximal 1 Antwort/en)

  •  
  •  
  •  

Zeige Ergebnisse

Wird geladen ... Wird geladen ...
  1. Quelle: Süddeutsche Zeitung, 17. Januar 2014