Regenbogen über Nordhessen (*)

Zum Ende des letzten Schuljahres wurde für die Jahrgangsstufe 9 am Oberurffer See ein Gottesdienst durchgeführt. Dabei kam die Arche Noahs zur Sprache. Die meisten Jugendlichen hörten gespannt zu: Gott versichert dem gestrandeten Noah, dass es NIE wieder eine große Flut geben werde. Und damit Noah ihm das auch ja glauben möge, verspricht er, auf der Stelle einen Regenbogen erscheinen zu lassen. Von einem Ende des Erdkreises zum anderen. Dann Spannung. Und Erleichterung. Siehe, oder besser höre, – tatsächlich erscheint ein SOLCHER Regenbogen, so wie Gott es versprochen hat. Also wird auch alles andere werden, wie von ihm versprochen, heißt es. Später kommt die Szene im Physik-Unterricht zur Sprache.

In Klasse 7 wurde in Optik der Regenbogen kurz behandelt. Viel wissen die Neuntenklässler nicht mehr davon. Nur noch, dass er etwas mit dem Sonnenstand, der Position des Beobachters und der kugelförmigen Gestalt von Myriaden Wassertropfen zu tun hat, in denen das Licht der Sonne reflektiert wird. Die kleinen Wasserkügelchen sind auch für den Halbkreisbogen des Regenbogens verantwortlich.

Nun, da ihre Aufmerksamkeit auf REGENBOGEN gerichtet ist, fällt einigen Schülern auf, dass ein Regenbogen NIE eine Spannweite von mehreren tausend Kilometern haben kann. So müsste es aber sein, wenn man die Bibel-Passage, „von einem Ende des Erdkreises zum anderen,“ wörtlich nehme würde. Den Regenbogen der biblischen Legende kann es physikalisch gesehen NICHT GEGEBEN HABEN.

Die Jugendlichen gucken überrascht. „Also ist ALLES Unsinn, was in der Bibel steht,“ schlussfolgert einer, dabei provokant grinsend. Dann die Frage: Gibt es eine Alternative zu „alles Unsinn.“ Die Schüler – nun da sie einmal am Nachdenken sind – kommen schnell selbst drauf. Der Regenbogen ist in einem SYMBOLISCHEN, nicht physikalischen, Sinne zu verstehen. Aber welche SYMBOLIK könnte ein Regenbogen haben? Fast unmittelbar schnellen viele Arme in die Höhe:

buntes Leben … jemanden beschützen … Erhabenheit … wärmende Sonne und Leben spendender Regen (denn ohne Sonne und Regen kein Regenbogen) … etwas Höheres … Flüchtigkeit irdischen Seins …

Fazit

Die Bibel sei kein Biologiebuch, kann man in diesen Tagen in der seriösen Tagespresse öfters lesen. Als Einwand gegen das Bestreben einzelner Politiker, die biblische Schöpfungslegende in Biologie wie eine wissenschaftlichen Theorie zu behandeln. Tatsache ist, käme jemand auf die Idee, die Bibel als PHYSIKBUCH zu benutzen, würde das der Religion schaden. Wie das Regenbogen-Beispiel zeigt. Benutzt man hingegen in Physik die Bibel als das, was sie ist, eine inspirierende religiöse Schrift, können selbst aus harten naturwissenschaftlichen Tatsachen spirituelle Impulse entstehen. Wie auch das Regenbogen-Beispiel zeigt.

Linksunten:

Wie ein Regenbogen entsteht …

(*) Text/Bild: Andreas Bubrowski