Von Andreas Bubrowski

Handys können Krebs auslösenHandy: Ohren heiß, Gehirn krank?
(Bild: Andreas Bubrowski)

Das die Horrormeldung der letzten Woche: Handys können Krebs auslösen. Eine Langzeitstudie skandinavischer und britischer Forscher zeigt: 10-Jähriger intensiver Handy- Gebrauch kann zu Hirntumor führen. Rechnet man das hoch, wäre für die jetzige Schülergeneration, wenn sie einst um die 30 ist (*), das Risiko, an einem Gliom, einem Tumor im Stützgewebe des Gehirns, zu erkranken, um fast 40 Prozent erhöht. Wer würde in ein Flugzeug steigen, dass mit 40 Prozent erhöhtem Absturzrisiko behaftet ist? NIEMAND. Ein Absturz ist uncool, tut weh und führt zum Tod. Beim Handy ist das Problem, dass es COOL ist. Und der Krebs im Kopf kommt – wenn überhaupt – frühestens in zehn Jahren.

Handys kÃ�¶nnen Krebs auslÃ�¶sen(© Süddeutsche Zeitung GmbH, München. Mit freundlicher Genehmigung von Süddeutsche Zeitung Content)

Da drängt sich leicht der trügerische Gedanke auf, dass es schon nicht so schlimm werden wird. Außerdem – Mobiltelefone sind ein Milliarden-Markt. Sie schaffen Arbeitsplätze, bringen Managern fette Gehälter, Aktionären schöne Renditen und dem Staat sichere Steuereinnahmen. Da kann nicht sein, was nicht sein darf. Handys MÜSSEN gesund sein. Und wegen dem Krebs sollen sich die Leute nicht so haben. Das ist natürlich nicht ernst gemeint, auch wenn es manche Medien so darstellen.

Es gibt zwei EXTREME, auf die Entwicklung zu reagieren: Nichts tun und mit Vollgas ins vermeintliche Krebsrisiko rasen; völlige Handy-Enthaltsamkeit üben und damit leben, als ängstlicher Exot verspottet zu werden. Wie könnte ein goldener Mittelweg aussehen?

Zunächst den Tatsachen ins Auge schauen.

Handys können Krebs auslösenFunkturm – immer ganz in der Nähe
(Foto: PixelQuelle.de)

Es ist schon länger bekannt, dass EINE STUNDE mobiles Telefonieren am Ohr, das Gehirn dermaßen aufheizt, dass es ca. ACHT STUNDEN (!) dauert, bis die ursprüngliche Temperatur wieder erreicht ist. DAS KANN NICHT GESUND SEIN. Übrigens: Wer als Mann seine SITZHEIZUNG im Auto benutzt, oder öfters den Laptop auf dem Schoss hält, riskiert nach neuesten Erkenntnissen Unfruchtbarkeit. Spermien mögen keine Wärme! Handys am Gürtel oder in der Hosentasche zu tragen, ist also nicht empfehlenswert, denn auch hier erfolgt eine zwar geringe, dafür aber permanente Erwärmung des Unterleibes ;-).

Forscher haben Ratten-Gehirne längere Zeit intensiver elektromagnetischer Strahlung ausgesetzt, wie sie auch beim Mobilfunk verwendet wird. In den Rattenhirnen bildeten sich überdurchschnittlich häufig SCHWARZE LÖCHER. Das ist die medizinische Bezeichnung für ein Degenerations-Symptom, das häufig in den Gehirnen von Alzheimer-Patienten auftritt. Folglich nehmen Mediziner einen Zusammenhang an.

In den USA hat eine Witwe einen Handy-Hersteller erfolgreich auf Schadenersatz verklagt. Ihr Mann war an einem Gehirntumor gestorben, der genau an der Stelle entstanden war, wo er sein Mobiltelefon zu halten pflegte.

Immer neue Handy-Funktionen, wie UMTS und GPS, machen ein immer dichteres Netz immer stärkerer Sendeanlagen erforderlich. Es gibt zahlreiche Belege von gehäuften Krebsfällen in der Nähe starker Sendeanlagen. Aber wie bei allen statistischen Erhebungen – die Interpretation hängt von der Interessenslage des Betrachters ab.

Wir können dem Elektrosmog auf absehbare Zeit nicht entkommen. Handy-Enthaltsamkeit nützt also gar nichts. Denn irgendein UMTS-Sendemast steht unvermeidlich in der Nähe. Auch Dämmvorrichtungen bringen nichts. Wir können ja schlecht mit einem Raumanzug herumlaufen.

Es bleibt also nichts anderes übrig, als sich zu arrangieren. ABER WIE?

(1) Handy NIE direkt am Körper tragen…

… besser in der Hand halten, im Auto lassen oder wenigstens im Rucksack. Nur ein Handy mit leicht zu bedienender Freisprechfunktion benutzen. Ansonsten Headset einsetzen. Klapphandys sind strahlungsärmer, da die Antenne weiter vom Kopf entfernt ist.

(2) Längere Telefonate über Festnetz…

Handys k̦nnen Krebs ausl̦senTelefon-Fossil Рschnurgebunden
(Foto: PixelQuelle.de)

… und mit einem schnurgebundenen Telefon (gibt es für wenige Euro im Baumarkt) führen. Schnurlose Endgeräte schicken – anders als Handys – beständig kurze Impulse aus, die das 25-fache des Durchschnittswertes betragen. Das muss logischerweise eher noch ungesünder sein. Also schnurlose Telefone meiden. Ein Mobilanbieter (mit viel roter Farbe im Logo :-)) hat dieser Anforderung bereits entsprochen. Er bietet ein knuffiges kabelgebundenes Endgerät als Handy-Alternative an!

(3) Nachts Endgeräte aller Art abschalten…

… oder wenigstens weit genug weglegen. NIE im Kopfbereich lassen.

(4) Locker bleiben und lächeln.

Und überlegen, ob man wirklich immer und ständig erreichbar sein muss. (w)

(*) Vorausgesetzt, die jungen Leute telefonieren bis dahin mehr als 2.000 Stunden – wie in der Studie geschehen. Das wären über 16 Stunden monatlich oder mehr als 30 Minuten täglich.

Handys können Krebs auslösen© Paper-Graffiti „Handy – das Krebstier“,
Denise Lachnitt (Black_Writer), 2007

Paper-Graffiti:

HANDY – DAS KREBSTIER

von Denise Lachnitt
(li. u.), Realschule Jahrgang 2006