(Bild: CJD-Update)

Noch vor einem Jahr dienten Mobiltelefone den Schülern an deutschen Schulen vor allem zum Telefonieren und Versenden von SMS-Mails. Inzwischen hat sich der Handy-Markt gründlich gewandelt. Telefonieren und SMS-Versand sind heute eher Nebeneffekte. Von so genannten tasteless sites lassen sich in wenigen Augenblicken Gewaltvideos aller Art herunterladen. Per Bluetooth-Schnittstelle werden die Clips von Handy zu Handy kabellos weitergegeben .

Klasse 8d (Bild: CJD-Update>

Friedemann Schindler von der Jugendschutzeinrichtung der Bundesländer hat vor der Presse präzisiert, was sich auf unseren Schulhöfen zunehmend abspielt: „Es ist vor allem für männliche Jugendliche zu einer Art Mutprobe geworden, solche Videos anzusehen. Und was man da sieht, ist bestialisch.“

Die Inhalte reichen dabei von „Bildern von schweren Unfallverletzungen, Prügelfilmen, bis hin zu „Snuff-Videos“ (Clips mit realistisch wirkenden Tötungsszenen), harter Pornografie und sodomistischen Handlungen,“ so Beamte der Polizeiinspektion Immenstadt im Allgäu, die neulich von einem Schuldirektor zur Handy-Razzia gerufen wurden. Auf 15 von 208 beschlagnahmten Handys fand sich extremes Filmmaterial. Das Allgäu mag weit weg sein. Aber letzte Woche wurde auch aus einer Schule im nahen Kassel ähnliches gemeldet.

Was kann man dagegen tun?

Die tasteless sites kommen meistens aus den USA, wo sie legal betrieben werden können. Zwar haben einige deutsche Internet-Anbieter den Zugang ihrer Kunden zu solchen Seiten erschwert, aber „das nützt so gut wie nichts,“ meint Schindler. „Die Jugendlichen kennen die Adressen und geben sie untereinander weiter.“ Die relativ strengen deutschen Bestimmungen helfen also nicht weiter. Bleibt die Eigeninitiative.

Zum einen kann man die Kinder und Jugendlichen umfassend informieren und aufklären. Dann sollte man mit ihnen vereinbaren, die Handys von solchen Darstellungen freizuhalten. Schließlich kann man den Jugendlichen dabei helfen, dass der Druck zur Mutprobe geringer wird: Einfach indem das Handy generell daheim bleibt.

Die beschlussfähige Elternzusammenkunft der Klasse 8d hat diesen Gedanken aufgegriffen: Ab sofort ist die Schulzeit handyfrei. Wird das Mobil trotzdem benutzt, zieht es der Klassenlehrer ein. Die Kommunikation mit den Eltern in Notfällen läuft klassisch über das Schulsekretariat.

Im Verlauf der Diskussion brachte eine Mutter den berechtigten Einwand vor, dass eine Insellösung das Problem nicht generell aus der Welt schaffen würde. Andere Eltern wiesen darauf hin, dass es andererseits auch in den Firmen zunehmend verboten ist, das Handy während der Arbeitszeit zu benutzen. Auch wird das Problem nicht dadurch gelöst, dass man wartet, bis auf Landesebene – wie in Bayern bereits erwogen – oder in der Schule harte Verbote erteilt werden.

Die Schüler der 8d wurden schon vorgewarnt. Es wurden ihnen die Gründe erklärt. So wie man die Schädlichkeit von Zigaretten, Alkohol und anderen Drogen – und deren Verbot auf dem Schulgelände – erklärt. (w)

Linksunten

Bericht der Süddeutschen Zeitung zur Handy-Razzia

Jugendschutzeinrichtung der Bundesländer