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DDR-Umerziehung – Heimkinder in der DDR © ZDF/Youtube

Als am 17. Juni 1953 Teile der DDR-Bevölkerung gegen die SED-Diktatur aufstanden, war die Welle der Solidarität für den „Volksaufstand“ in der Welt groß. In der BRD war der Eindruck vom Mut und Widerstandswillen unter den „Brüdern und Schwestern im Osten“ so groß, dass der 17. Juni zum Feiertag und „Tag der deutschen Einheit“ erklärt wurde. Das Gedenken an das in heute Vergessenheit versinkende historische Ereignis ist eine Gelegenheit für Schüler und Lehrer, sich eines besonders menschenverachtenden Aspekts im Bildungswesen der SED-Tyrannei zu erinnern: Dem System der Kinder- und Jugendheime.

SED-Erziehung: Freiheitsentzug, Bestrafungen, seelische Grausamkeiten

Eine Warnung vorab: Die schon ältere Dokumentation ist harte Kost. In der Videobeschreibung heißt es:

Von den über 700 Kinder- und Jugendheimen der DDR waren 150 so genannte Spezial-Kinderheime. Dort herrschten „verschärfte Bedingungen“, wie Freiheitsentzug, Bestrafungen und seelische Grausamkeiten.

In der DDR wurde wie alles auch das Bildungssystem zentral gelenkt. Oberstes Gebot allen pädagogischen Strebens war es, den „neuen Menschen“ zu erschaffen, in Gestalt einer „sozialistischen Schülerpersönlichkeit“1. Dazu, wie im Einzelnen Schüler und Lehrer mit dieser strikten Vorgabe umgegangen sind, liegen unterschiedlichste, teils widersprüchliche Aussagen von Zeitzeugen vor. Jede Aussage muss daher mit einem gewissen Vorbehalt betrachtet werden. So berichtet ein Zeitzeuge, der in den 1970er Jahren in Leipzig zur Schule gegangen ist, dass es dort auf den ersten Blick eine Art Laissez-faire gegeben hat. So gut wie niemand nahm das Gerede etwa im Fach Staatsbürgerkunde, „Stabü“, ernst. Hörten doch alle daheim im Westfernsehen fast in allen Punkten etwas ganz anderes. Trotzdem redeten alle wie gewünscht mit, denn ein Einser oder Zweier in dem Fach war für Studium und Berufsausbildung wichtig.

Wie aber konnte ein Jugendlicher in Kinder- und Jugendheimen landen? Im Grunde jeder Schüler, um den sich heute unsere Gesellschaft in unzähligen Förderprogrammen versucht zu kümmern: Vom Schulverweigerer bis zum auf die schiefe Bahn geratenen Jugendlichen. Die Heime hatten einen bedrohlichen Ruf. Jeder wusste, wenn man da landet, ist man verloren. Als Kind und Jugendlicher konnte man aber auch dort landen, wenn Eltern mit einem überfordert waren. Auch Kinder von politisch Häftlingen landeten dort – ein besonders grausames Detail.

Der nur wenige Tage dauernde Volksaufstand gegen die SED-Tyrannei wurde bekanntlich von sowjetischen Soldaten niedergerungen. Die SED-Funktionäre hatte sich in die sowjetischen Garnison bei Berlin geflüchtet. Danach wurde brutal Rache genommen. Auch friedliche Protestteilnehmer wurden von der SED und ihrer Geheimpolizei „Stasi“ gejagt und zu drastischen Zuchthausstrafen verurteilt. Der 17. Juni war der SED-Diktatur bis zu ihrem Ende 1989 ein Dorn im Auge. Hatten sich doch ausgerechnet Arbeiter gegen die selbst ernannten Erlöser der Arbeiterklasse wegen unerfüllbarer Normen-Vorgaben erhoben und das SED-System beinahe in die Wüste geschickt. ANDREAS BUBROWSKI2

  1. In allen Vasallenstaaten der Sowjetunion, also auch in der DDR, war die Erziehung dogmagleich auf das Wirken des sowjetischen Pädagogen Anton Semjonowitsch Makarenko ausgerichtet. Regide Unterordnung unter das „Kollektiv“, so die oberste Regeln. Wer sich dem Kollektivzwang widersetzte, wurde so lange bestraft, bis er sich fügte oder daran zerbrach.
  2. Veröffentlichung erfolgt in Absprache mit dem Fachbereich Politik & Wirtschaft