VON MARIO ZIEGLER

Klassen 7a und 7d vor dem Ottoneum | Foto: privat
Klassen 7a und 7d: „ab nach Kassel“.

Am Freitag, 03. November 2017, hieß es für die Klassen 7a und 7d „ab nach Kassel“1. In der Stadt mit der höchsten Museumsdichte Deutschlands wartete das Naturkundemuseum auf die Christophorusschüler. Das Ottoneum, welches als erstes feststehendes Theater Deutschlands durch den Baumeister Wilhelm Vernukken errichtet und nach dem Lieblingssohn des Landgrafen Moritz „Ottoneum“ genannt wurde, wählte Frau Böttcher, die beide Klassen im Fach Geschichte unterrichtet, als außerschulischen Lernort, um so die „Steinzeit“ einmal genauer unter die Lupe nehmen zu können.

„Steinzeitkleber“ gilt als ältester Klebstoff

Ötzi 2.0? Foto: privat

Die organisierte Museumführung versetzte uns zurück in die Steinzeit und begann damit, dass uns gezeigt wurde, aus welchen Materialien Waffen bestanden. So konnten wir sehen, dass es beispielsweise nicht ausreicht, zwei Feuersteine aneinander zu schlagen, um ein Feuer zu entfachen und dass es gar nicht so einfach war, einen Speer herzustellen. So benötigt man für die Jagdwaffe der Steinzeitmenschen nicht nur einen spitzen Stein und einen stabilen Holzstab, sondern auch Birkenpech und Tiersehnen, um die Speerspitze zu befestigen. Dieser „Steinzeitkleber“ gilt als ältester Klebstoff von Menschen, etwa um Steinklingen an Schäften zu befestigen. Funde zeigen, dass Neandertaler schon vor mindestens 200’000 Jahren einen solchen Klebstoff nutzten. Entgegen häufig getroffener Äußerungen erforderte die Herstellung jedoch weder besondere Gefäße noch eine penible Kontrolle der Temperatur.

Wer nun aber denkt, dass man mit einem Speer gut für eine Jagd vorbereitet war, der konnte sich durch ein Mammut in Lebensgröße eines Besseren belehren lassen. Die Museumsführerin erzählte uns dann von dem wohl bekanntesten Steinzeitmenschen – Ötzi. Die 1991 am 3’208 Meter hohen Tisenjoch in den Ötztaler Alpen gefundene Mumie ist die einzige erhaltene, durch natürliche Gefriertrocknung konservierte Leiche aus der Kupfersteinzeit in Mitteleuropa. Forscher fanden heraus, dass Ötzi im Alter von zirka 45 Jahren durch einen Pfeil getroffen und seinen Verletzungen erlegen ist. Ein Highlight an dieser Stelle war natürlich die rekonstruierte Ötzi-Kleidung, die ein Schüler anprobieren konnte. „Sie ist wirklich schön warm“ hieß das Urteil. Immerhin bestand sein neues Outfit aus riesigen mit Heu ausgestopften Schuhen, einem langen Mantel sowie Gürtel mit Hosenbeinen.

Nach dieser interessanten Führung konnten die Schüler zunächst bei einer Museumrallye auf Spurensuche durch die Zeit gehen und unter anderem den Goethe-Elefanten bestaunen, bevor es nach einer Kurzerkundung der documenta-Stadt wieder „ab nach Oberurff“ hieß. Abschließendes Urteil: Ein Ausflug, der nicht nur das Herz eines Kasseläners2 höher schlagen ließ.

(Gestaltung: BUB)

  1. Was für Napoleon III noch eine Strafe war und deshalb heute noch scherzhaft oder mit Unmut verwendet wird, wenn man sich von jemandem leichten Herzens trennt oder jemanden im Sinne von „nur schnell weg“ schnell loswerden möchte, war für die Klasse jedoch klasse.
  2. Zur Erinnerung bzw. all jene, die vielleicht einmal bei Günther Jauch auf dem Ratestuhl um die Million spielen wollen: Kasseler ist jemand, der in Kassel zugezogen ist, Kasselaner ist jemand, der in Kassel geboren ist, und Kasseläner ist jemand, dessen Eltern bereits in Kassel geboren sind.