Sezieren
Spannende Momente beim Biologieunterricht der Oberstufe. Foto: Inka Philippi/CJD Oberurff

Text und Bilder: Inka Philippi

Wenn man den Satz „Heute Sezieren wir!“ hört, kann man jedes Mal verschiedene Reaktionen wahrnehmen. In meinem Fall war es Freude und Aufregung, als Frau Grimme uns die Nachricht mitteilte. Wir sind der Bio-Kurs von Frau Grimme aus der Jahrgangsstufe 13 und hatten gerade die letzte Schulwoche unserer Schulzeit. Ich denke, ich kann für alle sprechen, wenn ich sage, wir waren aufgeregt und nervös vor den Prüfungen und genau deshalb war es schön, nochmal andere Eindrücke des Unterrichts zu bekommen und Erfahrungen zu sammeln. Besonders für mich war das Sezieren sehr
spannend. Mein Traum ist es, Chirurgin zu werden, weshalb ich mit einer gewissen Euphorie in die Unterrichtsstunde gegangen bin, die andere gar nicht nachvollziehen konnten.

Auge, Herz, Lunge, Niere und Zunge an Stationen kennenlernen

Am Anfang der Stunde gab es kurze Einweisungen. Frau Grimme ermöglichte uns das ganze Spektrum des Sezierens. Nicht nur Augen lagen vor uns auf den Tischen, nein, es gab auch Schweineherzen, Lungen, Nieren und sogar Zungen.

Es wurden dafür verschiedene Stationen gebildet, wo die einzelnen Organe etappenweise erkundet wurden. Jede Station hatte Sezierschalen, Pinzetten, Skalpelle, Strohhalme, Klammern und Anleitungen zur Vorgehensweise. Nachdem jeder in seine Handschuhe geschlüpft ist, konnte es auch schon losgehen. Jedes Organ war auf seine eigene Weise faszinierend. Bei dem Auge konnte man die Linse wie eine kleine Murmel in der Hand halten, bei der Zunge die Dicke des Muskels
spüren und beim Herzen den Finger durch die Aorta stecken.

Das Highlight: die Lunge. Zunächst wurde man von der Größe der Lunge überwältigt, unsere wog sogar 1,5 kg. Dadurch dass alles sehr frisch war, konnten wir die Lunge „zum Pumpen bringen“.

Nachdem wir die Lunge vom Herzen getrennt haben, indem wir die Luftröhre zertrennt haben, wollten wir mit einem Strohhalm die Lunge mit Luft befüllen. Allerdings war die Lunge und die Luftröhre zu groß, weshalb wir eine Fahrradpumpe verwendet haben. Damit hat es einwandfrei funktioniert und die Lungenflügel wurden riesengroß, voller Luft. Sobald man aufhörte zu Pumpen, schrumpfte sie wieder auf ihre Ausgangsgröße. Das war ein Phänomen für alle Beobachter. Während unser Kurs am Sezieren war, kamen ganz viele Klassen zu uns rein, durften zuschauen oder sogar selber schneiden. Aus unserer Stunde wurde ein großes Projekt mit vielen verschiedenen Schülern und es war schön mit anzusehen, wie faszinierend es für alle war.

Auch diejenigen, die bei der Vorstellung vom Sezieren eher einen Schritt zurück gegangen sind, konnten am Ende ihre Ängste oder ihren Ekel zur Seite stellen und gespannt zuschauen. Schließlich hat jeder Mensch einen Körper mit Herz und Lunge und sicher hat sich jeder schonmal gefragt, wie es in uns
drinnen wohl aussehen wird. Die Theorie kann man hier niemals mit der Praxis vergleichen, das wird man niemals vergessen können. Also ein großes Dankeschön von uns, dass uns so etwas ermöglicht wurde.