Erste Stunde. Klirrende Kälte. 21 vermummte Gestalten mittlerer Statur und ein etwas größer gewachsener Vermummter1 tasten sich, dicke Atemwolken vor dem Gesicht, zur Anfahrt an den W-Räumen vor. Dort angekommen, holen die 21 Schüler der Realschulklasse 7g merkwürdige Geräte unter ihren Jacken hervor.

xl_steigung_teaserGeländetaugliche Winkelmesser der Klasse 7g (*)

Kleine Gruppen bilden sich. Die Apparate werden erst fragend hin und her gedreht, dann am Boden in Position gebracht. Die Schüler messen die Steigung der Anfahrt. Die Geräte sind selbst gebastelte Konstruktionen aus Geodreieck, Rahmen und „Senkblei.“

xl_7g_0902Dick eingemummelte Amateur-Landvermesser (*)

Die Hausaufgabe in Mathematik zu diesem Tag kam als unscheinbare rot gekennzeichnete Aufgabe im Lehrbuch daher. Die Schüler sollten etwas basteln, mit dem sich das soeben erworbene Wissen über das Messen von Winkeln praktisch anwenden lässt.

xl_exponateMit Talent und Fantasie konstruiert. (*)

Die zum Schloss führenden Anfahrten mit den signifikanten Steigungen luden zum Selbstversuch geradezu ein. Realschüler stöhnen in der Regel auf, wenn man von ihnen das Lösen „roter Aufgaben“ verlangt. Steht die Kennzeichnung doch für

Aufgaben, die die Selbständigkeit und Problemlösungsfähigkeit in besonderer Weise herausfordern…

(Quelle: MATHEMATIK heute, Hannover, 2002)

Unerwartet gab es dieses Mal nicht nur kein Knurren. Die Kids hatten dann auch unerwartet viel Talent und Fantasie entwickelt. Stolz präsentierte die Klasse zu Beginn der Stunde eine Vielfalt an Messgeräten – alle mehr oder weniger praxistauglich. Schnell erkannten die Messgruppen dann, woran es bei manchen Geräten haperte. Bei manchen erwies sich der Rahmen als zu brüchig. Bei anderen war das simulierte Senkblei zu leicht. Am Ende vermochte aber jeder der Amateur-Landvermesser korrekte Messwerte zu erfassen. Fazit: ganz schön steil hier.

xl_geradeQuer oder längs halten? (*)

(*) Text/Bild: Andreas Bubrowski

  1. Der Mathematiklehrer