Von Sarah Anne Schmidt (Klasse Gy-8b)

teaser_stock.jpgDie Autorin: Börsianerin für
einen Tag.
Foto: privat

Ich hatte mich entschieden, in diesem Jahr den Girls’Day an der Börse in Frankfurt am Main (Deutsche Börse Group) zu verbringen. Warum ich das wollte, fragte mich später mein Teamleiter. Einerseits weil ich nicht wirklich wusste, was bei der Börse passiert. Andererseits weil es mich interessiert. Und so reiste ich in die Mainmetropole, die man auch als Börsen- oder Bankerstadt bezeichnet. Treffpunkt war 9 Uhr in der Neuen Börse, im Stadtteil Hausen, selbstredend in der Neuen Börsenstrasse 1.

Empfang war in einem großen modernen Konferenzraum. Mit mir hatten sich noch sieben weitere Mädchen eingefunden. Los ging es mit einem Frühstück, während dessen wir einen Grundsatzvortrag über Aufgabe und Funktionsweise einer Börse hörten. Daraus ein paar „Facts and figures,“ wie man in dieser Branche neudeutsch zu „Zahlen und Fakten“ sagt.

Geschäftsfeld

Die Gruppe Deutsche Börse ist zuständig für den Handel mit Aktien und anderen Wertpapieren. Als größte Börsenorganisation der Welt öffnet sie Unternehmen und Investoren den Weg zu den globalen Kapitalmärkten. Die Deutsche Börse hat weltweit mehr als 3.200 Mitarbeiter. Standorte gibt es in Deutschland, Luxemburg, der Schweiz, Spanien, der Tschechischen Republik und den USA. Außerdem Repräsentanzen in Lissabon, London, Paris, Chicago, New York, Hongkong, Dubai, Singapur, Tokio und Moskau. Am Kassamarkt der Deutschen Börse werden Wertpapiere auf zwei Plattformen gehandelt: im Präsenzhandel (Parketthandel der FWB(r)Frankfurter Wertpapierbörse) und auf der vollelektronischen Handelsplattform Xetra(r).

Bulle und Bär

Wir erfuhren auch etwas über die Bedeutung der beiden Figuren Bulle und Bär, die am Börsenplatz aufgestellt sind. Bulle und Bär sind Symbole für steigende und fallende Aktienkurse. Entweder wirft der Bulle den Bären mit seinen Hörnern hoch in die Luft oder der Bär ringt den Bullen nach unten. Entsprechend haben sich auch die Begriffe für steigende und fallende Kurse eingebürgert. Die Börse unterscheidet zwischen Bären- und Bullenmarkt. Der Bär setzt auf einen erwarteten Kursabfall – er ist pessimistisch. Er macht sein Geld durch Skepsis und Unglauben, spekuliert auf Baisse oder kauft Verkaufsoptionen. Ein Bärenmarkt geht bergab. Wenn am Finanzmarkt die Preise eines oder mehrerer Instrumente (zum Beispiel Aktien) über einen längeren Zeitraum im Sinken begriffen sind, spricht man von einer Baisse oder einem Bärenmarkt. Die Baisse geht mit einem sinkenden Vertrauen der Kapitalanleger sowie mit Erwartungen zukünftiger Verluste einher. Der Bulle ist das Gegenteil – er ist optimistisch. Er kauft in der Hoffnung auf Aufschwung. Ein langfristiger Bullenmarkt ist etwas, um das Investoren beten. Steigende Kurse an den Börsen werden auch als bullenhaftes (der Bulle stößt mit den Hörnern nach oben) Kursverhalten bezeichnet. Bärenmarkt und Bullenmarkt sind einander entgegengesetzt. Zusammen bewirken sie, dass die Börsenwelt sich dreht, die Kurse fallen und steigen…

xl_neue_boerse.jpgGroße Anzeigetafel in der Neuen Börse. Foto: privat

Von 11 bis 12 Uhr gab es einen weiteren Vortag, diesmal zum Thema Wertpapiertresor der Deutschen Börse. Der Tresor, in dem die Wertpapiere liegen, ist so groß wie ein Fußballfeld, aber drei Etagen hoch! Alle Aktien haben Wasserzeichen, damit man sie nicht fälschen kann. Wir bekamen auch eine Aktie, leider war es nur ein Muster. Außerdem bekamen wir noch eine Menge Infomaterial. Dabei war auch ein Bulle aus Gummi, den kann man an die Wand schmeißen, wenn man wütend ist. Nach soviel Stoff rauchte uns acht Mädels erst einmal der Kopf und wir hatten uns die Mittagspause echt verdient.

boerse_parkett.jpgAuf dem Börsenparkett.
Foto: privat

Von 12 bis 13 Uhr sind wir also in die Kantine zum Essen. Es gab bestimmt sechs verschiedene Gerichte zur Auswahl. Ansonsten konnte man sich noch Salate, Obst oder anderen Nachtisch zusammenstellen. Die Getränke sind für alle Mitarbeiter kostenlos. Mir hat das Essen sehr gut geschmeckt. Nach dem Essen gab es eine Führung durch die Art Collection Deutsche Börse, wo eine ganze Menge Bilder ausgestellt sind.

Zeitgleich mit dem Bau der Neuen Börse begann das Unternehmen, zeitgenössische Fotografie zu sammeln. Die daraus entstandene Art Collection Deutsche Börse umfasst heute mehr als 600 überwiegend großformatige Arbeiten von über 60 deutschen und internationalen Künstlern. Die Fotografien sind in den zwei Hauptstandorten der Gruppe Deutsche Börse zu sehen: in der Neuen Börse/Frankfurt und in The Square/Luxemburg. Eigentlich sollte an dieser Stelle der offizielle Teil des Girls’Day zu Ende gehen.

Aber ich wollte noch unbedingt die Alte Börse besuchen. Glücklicherweise klappte es. Das Gebäude liegt mitten in der Stadt. Die Alte Börse ist besser bekannt, weil aus ihr täglich die neuesten Börsenkurse live gesendet werden. Und so kann man auch als Fremder nicht auf das Parkett, sondern nur auf die Besucherterrasse. Ich durfte diesen „heiligen Boden,“ also das Parkett, dennoch betreten! Während ich dort war, fand auch eine Live-Übertragung statt. Das fand ich sehr spannend. Auf dem Parkett sind fünf Rondelle angeordnet. Dort sind PCs mit mehreren Bildschirmen im Kreis aufgestellt. Davor sitzen die Mitarbeiter mit ihren Telefonen und betreiben den Wertpapierhandel (Parketthandel der FWB(r)Frankfurter Wertpapierbörse). An den Wänden ist mit Lichtsignalen die Welt mit den Kontinenten angeordnet und dargestellt, wo Börsen zu finden sind.

xl_bullebaer.jpgBulle und Bär vor dem Börsengebäude in Frankfurt am Main. Foto: privat

Obwohl heute über 90 Prozent der Börsenumsätze über das vollelektronische und standortunabhängige Handelssystem Xetra(r) an Standorten, wie der Neuen Börse, abgewickelt werden, lohnt es sich nach wie vor, auch einen Blick auf den klassischen Parketthandel (Alte Börse) zu werfen… Und so bin ich dann noch auf die Besucherterrasse und habe das emsige Treiben von oben betrachtet. Leider ging auch dieser Girls’Day viel zu schnell zu Ende. Mit ganz vielen neuen Eindrücken bin ich nach Hause gefahren!

Linksunten:

Deutsche Börse Group

(Gestaltung: CJD-UPDATE/Andreas Bubrowski)