Süßes Kätzchen oder Parasiten-Transporter? Bild: Andreas Bubrowski/CJD Oberurff
Süßes Kätzchen oder Parasiten-Transporter? Bild: BUB/CJD Oberurff

Gut möglich, dass der eine oder andere von uns nicht nur jugendsprichwörtlich, sondern echt ein Katzenopfer ist! Immerhin besitzen nach Schätzungen von Wissenschaftlern ein Drittel der Weltbevölkerung und etwa 65 Prozent aller Deutschen Antikörper gegen den Parasiten Toxoplasma gondii im Blut. Der mikroskopisch winzige Erreger vermehrt sich in Katzen, von wo aus er auf Ratten, Mäuse und Menschen übergehen kann. Bei seinen tierischen Opfern ändert er das Verhalten – also die Psyche. Nach neuesten Forschungen greift er auch in das Verhalten von infizierten Menschen ein.

Toxoplasma gondii springt auch auf Menschen über

Doch von Anfang an. Normalerweise suchen Ratten und Mäuse panisch das Weite, wenn sie mit ihren sensiblen Nasen auch nur den Hauch von Katzenurin wahrnehmen. Gelingt es aber dem Parasiten Toxoplasma gondii von seinem Katzenwirt auf einen Nager „überzuspringen“, scheint dieser plötzlich den Geruch von Katzenurin als höchst angenehmen Duft zu lieben. Er kann gar nicht genug davon haben – läuft der Katze damit selbstmörderisch direkt vor die Klauen und in sein Verderben. Gut für die Katze. Schlecht für den Nager.

Nach Kontakt mit Katzen: Hände waschen. Bild: Andreas Bubrowski/CJD Oberurff
Vor allem nach Kontakt mit fremden Katzen: Hände waschen. Bild: BUB/CJD Oberurff

Möglicherweise auch schlecht für den Menschen, besonders den für seine oft übertriebene Katzen­liebe bekannten Deutschen. Denn Toxoplasma gondii springt auch auf Menschen über. Dort angekommen, löst er erst einen grippeähnlichen Infekt aus, um sich anschließend etwa im Muskelgewebe oder Gehirn einzukapseln. Von jetzt an ist die Krankheit (Toxoplasmose) chronisch. Sie bleibt oft unbemerkt, belastet aber dennoch das Immunsystem. Das kann im Krankheitsfall kritisch werden. Das dauerhaft auf Abwehr eingestellte Immunsystem kann dann möglicherweise für seine eigentliche Aufgabe, die Abwehr von Krankheitserregern, zu schwach sein.

Diese Sachlage ist lange bekannt. Neuere Forschungen deuten jedoch an, dass der Parasit wie bei Mäuse und Ratten auch beim Menschen die Psyche verändern kann – vor allem wenn er sich im Gehirn häuslich niedergelassen hat. Angeblich haben infizierte Menschen nicht nur ein signifikant erhöhtes Risiko, den unterschiedlichsten psychischen Erkrankungen anheimzufallen (etwa Zwangsneurosen, bipolare Störungen), sie neigen auch eher zu Selbstmord und sind erhöht unfallgefährdet. Bei Schwangeren kann eine Infektion beim Kind bleibende Schäden verursachen.

Die Übertragung des Übeltäters auf Maus, Ratte und Mensch erfolgt auf vielfältige Weise:

  • vor allem durch direkten Kontakt,
  • durch das Fleisch infizierter Tiere (etwa Schafe, Schweine, Geflügel),
  • verseuchtes Wasser und
  • mit Katzenkot verunreinigtes Obst und Gemüse.

So kann man sich schützen:

  • Fleisch aller Art IMMER gut durchbraten.
  • Obst und Gemüse gründlich waschen.
  • Am besten sich von Katzen fernhalten.
  • Nach einem Kontakt mit Katzen gründlich die Hände waschen.

Was, wenn der Parasit auch sonst den infizierten Nager in uns erweckt und uns für begehrenswert halten lässt, was eigentlich zu unserem Nachteil ist? In dem Fall würde manches in unserem Leben in einem neuen Licht erscheinen. Wo hat man doch gleich neulich eine Wahl getroffen oder eine Entscheidung gefällt? ANDREAS BUBROWSKI

Linksunten: Toxoplasma gondii impairs memory in infected seniors